Vor über 100 Jahren schrieb Erich Mühsam das Gedicht "Barbaren", indem er plastisch vor Augen führt, wie verdreht das Kriegsnarrativ ist, welches überhaupt erst den Krieg und die Barbarei - auf der eigenen Seite - möglich macht.
Und die Verblendeten Hörigen wähnen sich im Recht, auf der Seite der "Guten" und während der Krieg sie immer bestialischer werden lässt, schreien sie immer lauter: "Ihr seid die Barbaren!"
"Und jubelnd töten sie für ihren Zaren."
Spinoza fragte bereits vor über 350 Jahren, warum die Menschen für ihre Knechtschaft kämpfen, als ob sie ihr Heil wäre:
"...Aber mag es auch das letzte Geheimnis einer monarchischen Regierung sein und ganz in ihrem Interesse liegen, die Menschen zu hintergehen und die Furcht, mit der sie in Zaum zu halten sind, mit dem schönen Namen Religion zu verbrämen,
damit sie für ihre Knechtschaft kämpfen, als sei es für ihr Heil, und es nicht als eine Schande, sondern als die höchste Ehre erachten, ihr Blut und ihr Leben für das Großtun eines einzigen Menschen hinzugeben –
in einem freien Staat kann im Gegenteil nichts Unheilvolleres ersonnen oder versucht werden; denn es widerstreitet dem Prinzip der Freiheit ganz und gar, das freie Urteil eines jeden Vorurteilen zu unterwerfen oder sonstwie zu beschränken.
Was die unter religiösem Vorwand angezettelten Empörungen betrifft:
Sie rühren sicherlich nur daher, daß man über spekulative Sachverhalte Gesetze erläßt und daß man Meinungen für Verbrechen hält und als Vergehen verdammt und ihre Verteidiger und Anhänger hinopfert und dabei nicht das öffentliche Wohl, sondern nur den Haß und die Wut ihrer Gegner berücksichtigt..."
So☝️ fängt es immer an und so 👇 endet es immer:
Barbaren
Sie streiten, wer Barbar sei unter ihnen,
und zum Beweise, dass stets nur die andern
vor aller Nachwelt solchen Ruf verdienen,
verwüsten sie mit schrecklichen Maschinen
Galipoli, Galizien, Serbien, Flandern,
Wolhynien und das Land der Beduinen.
Das Blut gerinnt, es häufen sich die Leichen
im Elsaß, in Tirol, in Frankreich, Polen.
Auf hoher See und in den Tropenreichen
ist Kampfgetöse, Mord, ist Sieg und Weichen.
Es wird gebrannt, geschändet und gestohlen,
und über Trümmern ragen Ruhmeszeichen.
Aus Wolken fetzt der Mord, vom Meeresgrunde,
und Kinder müssen sterben, Frauen, Greise;
den Hunger ruft man sich, die Pest zum Bunde.
Der Mutter Träne und die Todeswunde
erhabenen Planens zu der Menschheit Preise
gibt von der Heldenzeit Europas Kunde.
Und jubelnd töten sie für ihren Zaren,
für ihren Kaiser, König, Präsidenten,
und starke Männer sinken hin in Scharen
und wissen, daß sie tapfere Streiter waren ...
Blut tropft und Jammer von den Firmamenten –
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