Handorakel & Kunst der Weltklugheit

"Nur Persönlichkeiten bewegen die Welt, niemals Prinzipien."

Oscar Wilde


"Das von Baltasar Gracian y Morales S.J. verfasste Werk "Handorakel und die Kunst der Weltklugheit" enthält in 300 Aphorismen die Quintessenz praktischer Lebensklugheit. Seit seinem ersten Erscheinen im Jahre 1647 fand es immer wieder Neuauflagen und wurde in viele Sprachen übersetzt. In Deutschland lag es lange Zeit nur in einer Übertragung nach der französischen Ausgabe vor. Erst durch Schopenhausers Übersetzung, die dieser 1832 erstellte und die 1862 erschien, fand es hierzulande den ihm gebührenden Ruhm. Auch dieses Verzeichnis der 300 Maximen von Nikolas Schmidt-Voigt folgt Schopenhauers Übersetzung.

Gracián ist einer der bedeutendsten philosophischen Schriftsteller der klassischen spanischen Literatur. Er verfasste mehrere höfisch-politische Traktate im barocken Stil. Wegen seiner aufklärerischen Weltsicht erhielt der Moraltheologe Gracián Publikationsverbot.

Er wurde 1601 in Belmonte, einem Vorort von Calatayud in Aragonien, geboren. 1619 schloss er sich den Jesuiten an. Nach einem Studium der Literatur und der Philosophie erhielt er 1627 die Priesterweihen und wurde als Lateinlehrer in Clatayud aufgenommen. Er arbeitete fortan als Lehrer für Philosophie, Literatur und Kasuistik, als Prediger und als Beichtvater. Unter dem Namen seines Bruders Lorenzo Gracian erschien 1637 sein erstes Werk "El Heroe", 1640 und 1642 folgten "El Politico - Don Fernando el Catolico" und "Arte de Ingenio". 1642 wurde er auch zum Vizerektor in Tarragona ernannt. 1646 erschien "El Discreto" und ein Jahr später, 1647, sein berühmtestes Werk "Oraculo manual y arte de prudencia". In den folgenden Jahren kam es insbesondere über die Veröffentlichung von "El Criticón" (1652 - 1657) zum Konflikt mit seinen Orden. Er erhielt Publikationsverbot und wurde Zeitweise unter Hausarrest gestellt. Erst im Jahre seines Todes, 1658, wurde er teilweise rehabilitiert."


Meine 12 Favoriten:

— 2 —

Herz und Kopf:

Die beiden Pole der Sonne unserer Fähigkeiten:

eines ohne das andere, halbes Glück.

Verstand reicht nicht hin; Gemüt ist erfordert. (...)

— 21 —

Die Kunst, Glück zu haben

Es gibt Regeln für das Glück: denn für den Klugen ist nicht alles Zufall.

Die Bemühung kann dem Glücke nachhelfen.

Einige begnügen sich damit, sich wohlgemut an das Tor der Glücksgöttin zu stellen und zu erwarten, dass sie öffne. Andere, schon besser, streben vorwärts und machen ihre kluge Kühnheit geltend, damit sie, auf den Flügeln ihres Wertes und ihrer Tapferkeit, die Göttin erreichen und ihre Gunst gewinnen mögen.

Jedoch richtig philosophiert, gibt es keinen andern Weg als den der Tugend und Umsicht; indem jeder gerade so viel Glück und so viel Unglück hat, als Klugheit oder Unklugheit.

— 59 —

Das Ende bedenken

Wenn man in das Haus des Glücks durch die Pforte des Jubels eintritt; so wird man durch die des Wehklagens wieder heraustreten; und umgekehrt.

Daher soll man auf das Ende bedacht sein, und seine Sorgfalt mehr auf ein glückliches Abgehen, als auf den Beifall beim Auftreten richten.

Es ist das gewöhnliche Los der Unglückskinder, einen gar fröhlichen Anfang, aber ein sehr tragisches Ende zu erleben. Das so gemeine Beifallsklatschen beim Auftreten ist nicht die Hauptsache, allen wird es zuteil; sondern das allgemeine Gefühl, das sich bei unserm Abtreten äußert. Denn die Zurückgewünschten sind selten,

Wenige geleitet das Glück bis an die Schwelle:

so höflich es gegen die Ankommenden zu sein pflegt, so schnöde gegen die Abgehenden.

— 89 —

Kenntnis seiner selbst,

an Sinnesart, an Geist, an Urteil, an Neigungen.

Keiner kann Herr über sich sein, wenn er sich nicht zuvor begriffen hat.

Spiegel gibt es für das Antlitz, aber keine für die Seele;

daher sei ein solcher das verständige Nachdenken über sich:

allenfalls vergesse man sein äußeres Bild, aber erhalte sich das innere gegenwärtig, um es zu verbessern, zu vervollkommnen:

man lerne die Kräfte seines Verstandes und seine Feinheit zu Unternehmungen kennen:

 man untersuche seine Tapferkeit, zum Einlassen in Händel:

man ergründe seine ganze Tiefe und wäge seine sämtlichen Fähigkeiten, zu Allem.

— 128 —

Hoher Sinn:

eines der ersten Erfordernisse zu einem Helden, weil er für Größe jeder Art entflammt.

Er verbessert den Geschmack, erweitert das Herz, steigert die Denkkraft, veredelt das Gemüt und erhöht das Gefühl der Würde.

Bei wem auch immer er sich finden mag, erhebt er strebend das Haupt, und wenn auch bisweilen ein missgünstiges Schicksal sein Streben vereitelt; so platzt er, um zu strahlen, und verbreitet sich über den Willen, da ihm das Können gewaltsam benommen ist.

Großmut, Edelmut und jede heldenmäßige Eigenschaft erkennen in ihm ihre Quelle.

— 178 —

Seinem Herzen glauben,

zumal wenn es erprobt ist: dann versage man ihm nicht das Gehör,

da es oft das vorherverkündet, woran am meisten gelegen. Es ist ein Haus-Orakel.

Viele sind durch das umgekommen, was sie stets gefürchtet hatten: was half aber das Fürchten, wenn sie nicht vorbeugten. Manche haben, als einen Vorzug ihrer begünstigten Natur, ein recht wahrhaftes Herz, welches sie allemal warnt und Lärm schlägt, wann Unglück droht, damit man ihm vorbeuge.

Es zeugt nicht von Klugheit, dass man den Übeln entgegengeht; es sei denn, um sie zu überwinden.

— 192 —

Friedfertig leben, lange leben

Um zu leben, leben lassen.

Die Friedfertigen leben nicht nur; sie herrschen. Man höre, sehe und schweige. Der Tag ohne Streit bringt ruhigen Schlaf in der Nacht.

Lange leben und angenehm leben, heißt für Zwei leben, und ist die Frucht des Friedens.

Alles hat der, welcher sich aus dem nichts macht, woran ihm nichts liegt. Keine größre Verkehrtheit, als sich alles zu Herzen nehmen.

 Gleich große Torheit, dass uns das Herz durchbohre, was uns nicht angeht, und dass wir uns nicht kümmern wollen um das, was wichtig für uns ist.

— 224 —

Die Dinge nie wider den Strich nehmen, wie sie auch kommen mögen

Alle haben eine rechte und eine Kehrseite und selbst das Beste und Günstigste verursacht Schmerz, wenn man es bei der Schneide ergreift, hingegen wird das Feindseligste zur schlitzenden Waffe, wenn beim Griff angefasst.

Über viele Dinge hat man sich schon betrübt, über welche man sich würde gefreut haben, hätte man ihre Vorteile betrachtet.

In Allem liegt Günstiges und Ungünstiges; die Geschicklichkeit besteht im Herausfinden des Vorteilhaften.

Dieselbe Sache nimmt sich, in verschiedenem Lichte gesehen, gar verschieden aus:

man betrachte sie also im günstigen Lichte, und verwechsele nicht das Gute mit dem Schlimmen. Hieraus entsteht es, dass Manche aus allem Zufriedenheit, Andre aus allem Betrübnis schöpfen. Diese Betrachtung ist eine große Schutzwehr gegen die Widerwärtigkeiten des Geschicks und eine wichtige Lebensregel für alle Zeiten und alle Stände.

— 229 —

Sein Leben verständig einzuteilen verstehn;

nicht wie es die Gelegenheit bringt, sondern mit Vorhersicht und Auswahl.

Ohne Erholungen ist es mühselig, wie eine lange Reise ohne Gasthöfe: mannigfaltige Kenntnisse machen es genussreich.

Die 1. Tagereise des schönen Lebens verwende man zur Unterhaltung mit den Toten:

wir leben, um zu erkennen und um uns selbst zu erkennen;

also machen wahrhafte Bücher uns zu Menschen.

Die 2. Tagereise bringe man mit den Lebenden zu,

indem man alles Gute auf der Welt sieht und anmerkt:

in Einem Lande ist nicht alles zu finden: der Vater der Welt hat seine Gaben verteilt, und bisweilen grade die Hässliche am reichsten ausgestattet.

Die 3. Tagereise hindurch gehöre man ganz sich selber an:

das letzte Glück ist zu philosophieren.

— 267 —

Seidene Worte und freundlicher Sanftmut

Pfeile durchbohren den Leib, aber böse Worte die Seele.

Ein wohlriechender Teig verursacht einen angenehmen Atem.

Es ist eine große Lebensklugheit, es zu versteh`n, die Luft zu verkaufen. Das Meiste wird mit Worten bezahlt, und mittelst ihrer kann man Unmöglichkeiten durchsetzen. So treibt man in der Luft Handel mit der Luft; und der königliche Atem vermag Mut und Kraft einzustoßen. Allezeit habe man den Mund voll Zucker, um seine Worte damit zu versüßen, so dass sie selbst dem Feinde wohlschmecken.

Um liebenswürdig zu sein, ist das Hauptmittel friedfertig zu sein.

— 288 —

Nach der Gelegenheit leben

Unser Handeln, unser Denken, alles muss sich nach den Umständen richten.

Man wolle, wann man kann: denn Zeit und Gelegenheit warten auf Niemanden.

Man lebe nicht nach ein für alle Mal gefassten Vorsätzen, es sei denn zu Gunsten der Tugend; noch schreibe man dem Willen bestimmte Gesetze vor: denn morgen wird man das Wasser trinken müssen, welches man heute verschmähte. Es gibt so verschrobene Querköpfe, dass sie verlangen, alle Umstände bei einem Unternehmen sollen sich nach ihren verrückten Grillen fügen und nicht anders.

Der Weise hingegen weiß, dass der Leitstern der Klugheit darin besteht, dass man sich nach der Gelegenheit richte.

— 298 —

Drei Dinge machen einen Wundermann

und sind die höchste Gabe der göttlichen Freigebigkeit:

ein fruchtbares Genie, ein tiefer Verstand und ein zugleich erhabener und angenehmer Geschmack.

Richtig zu fassen, ist ein großer Vorzug, aber ein noch größerer, richtig zu denken und die Einsicht des Guten zu haben.

Der Verstand muss nicht im Rückgrat sitzen: da wäre er mehr mühselig als scharf. Richtig zu denken, ist die Frucht der vernünftigen Natur. Mit zwanzig Jahren herrscht der Wille vor, mit dreißig das Genie, mit vierzig das Urteil.

Es gibt Köpfe, die gleichsam Licht ausströmen, wie die Augen des Luchses, indem sie, wo die größte Dunkelheit ist, am richtigsten erkennen.

Andre sind für die Gelegenheit gemacht, da sie stets auf das fallen, was am meisten zum gegenwärtigen Zweck dient:

es bietet sich ihnen Vieles und Gutes dar, eine glückliche Fruchtbarkeit!

Inzwischen würzt ein guter Geschmack das ganze Leben.


Weitere ausgewählte Aphorismen:

— 11 —

Mit dem umgehen, von dem man lernen kann

Der freundschaftliche Umgang sei eine Schule der Kenntnisse, und die Unterhaltung bildende Belehrung: aus seinen Freunden mache man Lehrer und lasse den Nutzen des Lernens und das Vergnügen der Unterhaltung sich wechselseitig durchdringen. Mit Leuten von Einsicht hat man einen abwechselnden Genuss, indem man, für das was man sagt, Beifall und von dem was man hört, Nutzen einerntet. (...)

— 12 —

Natur und Kunst:

der Stoff und das Werk. Keine Schönheit besteht ohne Nachhilfe, und jede Vollkommenheit artet in Barbarei aus, wenn sie nicht von der Kunst erhöht wird: diese hilft dem Schlechten ab und vervollkommnet das Gute. Die Natur verlässt uns gemeinhin beim Besten: nehmen wir unsere Zuflucht zur Kunst. Ohne sie ist die beste natürliche Anlage ungebildet, und den Vollkommenheiten fehlt die Hälfte, wenn ihnen die Bildung fehlt. Jeder Mensch hat, ohne künstliche Bildung, etwas Rohes, und bedarf, in jeder Art von Vollkommenheit, der Politur.

— 13 —

Bald aus zweiter, bald aus erster Absicht handeln

Ein Krieg ist das Leben des Menschen gegen die Bosheit des Menschen. Die Klugheit führt ihn, indem sie sich der Kriegslisten, hinsichtlich ihres Vorhabens, bedient. Nie tut sie das, was sie vorgibt, sondern zielt nur, um zu täuschen. Mit Geschicklichkeit macht sie Luftstreiche; dann aber führt sie in der Wirklichkeit etwas Unerwartetes aus, stets darauf bedacht ihr Spiel zu verbergen. Eine Absicht lässt sie erblicken, um die Aufmerksamkeit des Gegners dahin zu ziehen, kehrt ihr aber gleich wieder den Rücken und siegt durch das, woran Keiner gedacht. Jedoch kommt ihr andrerseits ein durchdringender Scharfsinn durch seine Aufmerksamkeit zuvor und belauert sie mit schlauer Überlegung: stets versteht er das Gegenteil von dem, was man ihm zu verstehn gibt, und erkennt sogleich jedes falsche Miene machen. Die erste Absicht lässt er immer vorüber gehn, wartet auf die zweite, ja auf die dritte. Indem jetzt die Verstellung ihre Künste erkannt sieht, steigert sie sich noch höher und versucht nunmehr durch die Wahrheit selbst zu täuschen: sie ändert ihr Spiel, um ihre List zu ändern, und lässt das nicht Erkünstelte als erkünstelt erscheinen, indem sie so ihren Betrug auf die vollkommenste Aufrichtigkeit gründet. Aber die beobachtende Schlauheit ist auf ihrem Posten, strengt ihren Scharfblick an und entdeckt die in Licht gehüllte Finsternis: sie entziffert jenes Vorhaben, welches je aufrichtiger, desto trügerischer war. Auf solche Weise kämpft die Arglist des Python gegen den Glanz der durchdringenden Strahlen Apollo's.

— 14 —

Die Sache und die Art

Das Wesentliche in den Dingen ist nicht ausreichend, auch die begleitenden Umstände sind erfordert. Eine schlechte Art verdirbt alles, sogar Recht und Vernunft; die gute Art hingegen kann Alles ersetzen, vergoldet das Nein, versüßt die Wahrheit und schminkt das Alter selbst. Das Wie tut gar viel bei den Sachen: die artige Manier ist ein Taschendieb der Herzen. Ein schönes Benehmen ist der Schmuck des Lebens, und jeder angenehme Ausdruck hilft wundervoll von der Stelle.

— 15 —

Aushelfende Geister haben

(...) Das Wissen ist lang, das Leben kurz, und wer nichts weiß, der lebt auch nicht. (...)

— 22 —

Ein Mann von willkommenen Kenntnissen

Gescheite Leute sind mit einer eleganten und geschmackvollen Belesenheit ausgerüstet, haben ein zeitgemäßes Wissen von Allem, was an der Tagesordnung ist, jedoch mehr auf eine gelehrte als auf eine gemeine Weise: sie halten sich einen geistreichen Vorrat witziger Reden und edler Taten, von welchem sie zu rechter Zeit Gebrauch zu machen verstehen. Oft war ein guter Rat besser angebracht in der Form eines Witzwortes, als in der der ernstesten Belehrung; und gangbares Wissen hat Manchem mehr geholfen als alle sieben Künste, so frei sie auch sein mögen.

— 25 —

Winke zu verstehen wissen

Einst war es die Kunst aller Künste, reden zu können: jetzt reicht das nicht aus; erraten muss man können, vorzüglich wo es auf Zerstörung unsrer Täuschung abgesehen ist. Der kann nicht sehr verständig sein, der nicht leicht versteht. Es gibt hingegen auch Schatzgräber der Herzen und Luchse der Absichten. Grade die Wahrheiten, an welchen uns am meisten gelegen, werden stets nur halb ausgesprochen; allein der Aufmerksame fasse sie im vollen Verstande auf. Bei allem Erwünschten ziehe er seinen Glauben am Zügel zurück, aber gebe ihm den Sporn bei allem Verhassten.

— 27 —

Das Intensive höher als das Extensive schätzen

Die Vollkommenheit besteht nicht in der Quantität, sondern in der Qualität. Alles Vortreffliche ist stets wenig und selten: die Menge und Masse einer Sache macht sie geringgeschätzt. Sogar unter den Menschen sind die Riesen meistens die eigentlichen Zwerge. Einige schätzen die Bücher nach ihrer Dicke; als ob sie geschrieben wären, die Arme, nicht die Köpfe daran zu üben. Das Extensive allein führt nie über die Mittelmäßigkeit hinaus, und es ist das Leiden der universellen Köpfe, dass sie, um in Allem zu Hause zu sein, es nirgends sind. Hingegen ist es das Intensive, woraus die Vortrefflichkeit entspringt, und zwar eine heroische, wenn in erhabener Gattung.

— 33 —

Sich zu entziehen wissen

Wenn eine große Lebensregel die ist, dass man zu verweigern verstehe; so folgt, dass es eine noch wichtigere ist, dass man sich selbst, sowohl den Geschäften als den Personen, zu verweigern wisse. Es gibt fremdartige Beschäftigungen, welche die Motten der kostbaren Zeit sind. Sich mit etwas Ungehörigem beschäftigen, ist schlimmer als Nichtstun. Für den Umsichtigen ist es nicht hinreichend, dass er nicht zudringlich sei, sondern er muss auch dafür sorgen, dass Andre sich ihm nicht aufdringen. So sehr darf man nicht Allen angehören, dass man nicht mehr sich selber angehörte. Ebenso darf man auch seinerseits nicht seine Freunde missbrauchen, und nicht mehr von ihnen verlangen, als sie eingeräumt haben. Jedes Übermaß ist fehlerhaft, aber am meisten im Umgang. Mit dieser klugen Mäßigung wird man sich am besten die Gunst und Wertschätzung Aller erhalten, weil alsdann der so kostbare Anstand nicht allmählig bei Seite gesetzt wird. Man erhalte sich also die Freiheit seiner Sinnesart, liebe innig das Auserlesene jeder Gattung, und tue nie der Aufrichtigkeit seines guten Geschmackes Gewalt an.

— 35 —

Nachdenken, und am meisten über das,

woran am meisten gelegen. Weil sie nicht denken, gehen alle Dummköpfe zu Grunde: sie sehen in den Dingen nie auch nur die Hälfte von dem, was da ist; und da sie sich so wenig anstrengen, dass sie nicht einmal ihren eigenen Schaden oder Vorteil begreifen, legen sie großen Wert auf das, woran wenig, und geringen auf das, woran viel gelegen, stets verkehrt abwägend. Viele verlieren den Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben. Es gibt Sachen, die man mit der ganzen Anstrengung seines Geistes untersuchen und nachher in der Tiefe desselben aufbewahren soll. Der Kluge denkt über Alles nach, wiewohl mit Unterschied: er vertieft sich da, wo er Grund und Widerstand findet, und denkt bisweilen, dass noch mehr da ist, als er denkt: dergestalt reicht sein Nachdenken eben so weit als seine Besorgnis.

— 36 —

Sein Glück erwogen haben;

um zu handeln, um sich einzulassen. Daran ist mehr gelegen, als an der Beobachtung seines Temperaments. Ist aber der ein Thor, welcher im vierzigsten Jahre sich an den Hippokrates, seiner Gesundheit halber, wendet, so ist es der noch mehr, welcher dann erst an den Seneka, der Weisheit wegen. Es ist eine große Kunst, sein Glück zu leiten wissen, indem man bald es abwartet, denn auch mit Warten ist bei ihm etwas auszurichten, bald es zur rechten Zeit benutzt, da es Perioden hält und Gelegenheiten darbietet; obwohl man ihm seinen Gang nicht ablernen kann, so regellos sind seine Schritte. Wer es günstig befunden hat, schreite keck vorwärts; denn es liebt die Kühnen leidenschaftlich und, als schönes Weib, auch die Jünglinge. Wer aber Unglück hat, tue nichts mehr; sondern ziehe sich zurück, damit er nicht zu dem Unstern, der schon über ihm steht, einen zweiten heranrufe.

— 39 —

Den Punkt der Reife an den Dingen kennen,

um sie dann zu genießen. Die Werke der Natur gelangen alle zu einem Gipfel der Vollkommenheit: bis dahin nahmen sie zu, von dem an ab: unter denen der Kunst hingegen sind nur wenige, die dahin gebracht wären, dass sie keiner Verbesserung mehr fähig sind. Es ist ein Vorzug des guten Geschmacks, dass er jede Sache auf dem Punkte ihrer Vollendung genießt: Alle können dies nicht, und die es könnten, verstehn es nicht. Sogar für die Früchte des Geistes gibt es einen solchen Punkt der Reife: es ist wichtig, ihn zu kennen, hinsichtlich der Schätzung sowohl, als der Ausübung.

— 48 —

Gründlichkeit und Tiefe:

nur so weit man diese hat, kann man mit Ehren eine Rolle spielen. Stets muss das Innere noch einmal soviel sein, als das Äußere. Dagegen gibt es Leute von bloßer Fassade, wie Häuser, die, weil die Mittel fehlten, nicht ausgebaut sind und den Eingang eines Palasts, den Wohnraum einer Hütte haben. An solchen ist gar nichts, wobei man lange weilen könnte, obwohl sie langweilig genug sind; denn, sind die ersten Begrüßungen zu Ende, so ist es auch die Unterhaltung. Mit den vorläufigen Höflichkeitsbezeugungen treten sie wohlgemuh auf, wie Sicilianische Pferde, aber gleich darauf versinken sie in Stillschweigen: denn die Worte versiegen bald, wo keine Quelle von Gedanken fließt. Andre, die selbst einen oberflächlichen Blick haben, werden leicht von diesen getäuscht; aber nicht so die Schlauen: diese gehn aufs Innere und finden es leer, bloß zum Spotte gescheiter Leute tauglich.

— 49 —

Scharfblick und Urteil

Wer hiermit begabt ist bemeistert sich der Dinge, nicht sie seiner: die größte Tiefe weiß er zu ergründen und die Fähigkeiten eines Kopfs auf das vollkommenste anatomisch zu zerlegen. Indem er einen Menschen sieht, versteht er ihn und beurteilt sein innerstes Wesen. Er macht seine Beobachtungen und versteht meisterhaft das verborgenste Innere zu entziffern. Er bemerkt scharf, begreift gründlich und urteilt richtig: Alles entdeckt, sieht, fasst und versteht er.

— 51 —

Zu wählen wissen

Das Meiste im Leben hängt davon ab. Es erfordert guten Geschmack und richtiges Urteil: denn weder Gelehrsamkeit noch Verstand reichen aus. Ohne Wahl ist keine Vollkommenheit: jene schließt in sich, dass man wählen könne, und das Beste. Viele von fruchtbarem und gewandtem Geist, scharfem Verstande, Gelehrsamkeit und Umsicht, wenn sie zum Wählen kommen, gehn dennoch zu Grunde: sie ergreifen allemal das Schlechteste, als ob sie es darauf anlegten, irre zu gehen. Also ist dieses eine der größten Gaben von Oben.

— 79 —

Joviales Gemüt

Wenn mit Mäßigung, ist es eine Gabe, kein Fehler. Ein Gran Munterkeit würzt Alles. Die größten Männer treiben auch bisweilen Possen, und es macht sie bei Allen beliebt; jedoch verlieren sie dabei nie die Rücksichten der Klugheit, noch die Achtung vor dem Anstand aus den Augen. Andere wiederum helfen sich durch einen Scherz auf dem kürzesten Wege aus Verwickelungen: denn es gibt Dinge, die man als Scherz nehmen muss, und bisweilen sind es grade die, welche der Andre am ernstlichsten gemeint hat. Man legt dadurch Friedfertigkeit an den Tag, die ein Magnet der Herzen ist.

— 80 —

Bedacht im Erkundigen

Man lebt hauptsächlich auf Erkundigung. Das Wenigste ist, was wir sehn: wir leben auf Treu und Glauben. Nun ist aber das Ohr die Nebentüre der Wahrheit, die Haupttüre der Lüge. Die Wahrheit wird meistens gesehen, nur ausnahmsweise gehört. Selten gelangt sie rein und unverfälscht zu uns, am wenigsten, wann sie von Weitem kommt: da hat sie immer eine Beimischung von den Affekten, durch die sie ging. Die Leidenschaft färbt Alles, was sie berührt, mit ihren Farben, bald günstig, bald ungünstig. Sie bezweckt immer irgend einen Eindruck: daher leihe man nur mit großer Behutsamkeit sein Ohr dem Lober, mit noch größerer dem Tadler. In diesem Punkt ist unsre ganze Aufmerksamkeit vonnöten, damit wir die Absicht des Vermittelnden herausfinden und schon zum voraus sehn, mit welchem Fuß er vortritt. Die schlaue Überlegung sei der Wardein des Übertriebenen und des Falschen.

— 81 —

Seinen Glanz erneuern

Es ist das Vorrecht des Phönix. Die Trefflichkeiten werden alt, und mit ihnen der Ruhm: ein mittelmäßiges Neues sticht oft das Ausgezeichneteste, wenn es alt geworden ist, aus. Man bewirke also seine Wiedergeburt, in der Tapferkeit, im Genie, im Glück, in Allem. Man trete mit neuen, glänzenden Sachen hervor und gehe, wie die Sonne, wiederholt auf. Auch wechsele man den Schauplatz seines Glanzes, damit hier das Entbehren Verlangen, dort die Neuheit Beifall erwecke.

— 86 —

Übler Nachrede vorbeugen

Der große Haufen hat viele Köpfe, und folglich viele Augen zur Missgunst und viele Zungen zur Verunglimpfung. Geschieht es, dass unter ihm irgend eine üble Nachrede in Umlauf kommt; so kann das größte Ansehen darunter leiden: wird solche gar zu einem gemeinen Spitznamen; so kann sie die Ehre untergraben. Den Anlass gibt meistens irgend ein hervorstechender Übelstand, ein lächerlicher Fehler, wie denn dergleichen der passendste Stoff zum Geschwätz ist. Oft aber auch ist es die Tücke Einzelner, welche der allgemeinen Bosheit Verunglimpfungen zuführt. Denn es gibt Lästermäuler, und diese richten einen großen Ruf schneller durch ein Witzwort, als durch einen offen hingeworfenen, frechen Vorwurf zu Grunde. Man kommt gar leicht in schlechten Ruf, weil das Schlechte sehr glaublich ist; sich rein zu waschen, hält aber schwer. Der kluge Mann vermeide also solche Unfälle und stelle der Unverschämtheit des gemeinen Haufens seine Wachsamkeit entgegen: denn leichter ist das Verhüten als die Abhilfe.

— 87 —

Bildung und Eleganz

Der Mensch wird als ein Barbar geboren und nur die Bildung befreit ihn von der Bestialität. Die Bildung macht den Mann, und um so mehr, je höher sie ist. Kraft derselben durfte Griechenland die ganze übrige Welt Barbaren heißen. Die Unwissenheit ist sehr roh: nichts bildet mehr als Wissen. Jedoch das Wissen selbst ist ungeschlacht, wenn es ohne Eleganz ist. Nicht allein unsre Kenntnisse müssen elegant sein, sondern auch unser Wollen und zumal unser Reden. Es gibt Leute von natürlicher Eleganz, von innerer und äußerer Zierlichkeit, im Denken, im Reden, im Putz des Leibes, welcher der Rinde zu vergleichen ist, wie die Talente des Geistes der Frucht. Andre dagegen sind so ungehobelt, daß Alles was ihr ist, ja zuweilen ausgezeichnete Trefflichkeiten, eine unerträgliche, barbarische Ungeschlachtheit verunstaltet.

— 99 —

Wirklichkeit und Schein

Die Dinge gelten nicht für das, was sie sind; sondern für das, was sie scheinen. Selten sind die, welche ins Innere schauen, und Viele die sich an den Schein halten. Recht zu haben, reicht nicht aus; wenn mit dem Schein der Arglist.

— 101 —

Die eine Hälfte der Welt lacht über die andere,

und Narren sind Alle. Jedes ist gut und Jedes ist schlecht; wie es die Stimmen wollen. Was Dieser wünscht, hasst Jener. Ein unerträglicher Narr ist, wer alles nach seinen Begriffen ordnen will. Nicht von einem Beifall allein hängen die Vollkommenheiten ab. So viele Sinne als Köpfe, und so verschieden. Es gibt keinen Fehler, der nicht seinen Liebhaber fände: auch dürfen wir nicht den Mut verlieren, wenn unsre Sachen Einigen nicht gefallen: denn Andre werden nicht ausbleiben, die sie zu schätzen wissen: aber auch über den Beifall dieser darf man nicht eitel werden; denn wieder Andre werden sie verwerfen. Die Richtschnur der wahren Zufriedenheit ist der Beifall berühmter Männer und die in dieser Gattung eine Stimme haben. Man lebt nicht von Einer Stimme, noch von Einer Mode, noch von Einem Jahrhundert.

— 111 —

Freunde haben

Es ist ein zweites Dasein. Jeder Freund ist gut und weise für den Freund, und unter ihnen geht Alles gut ab. Ein Jeder gilt so viel, als die Andern wollen; damit sie aber wollen, muss man ihr Herz und dadurch ihre Zunge gewinnen. Kein Zauber ist mächtiger, als erzeigte Gefälligkeit, und um Freunde zu erwerben, ist das beste Mittel, sich welche zu machen. Das Meiste und Beste, was wir haben, hängt von Andern ab. Wir müssen entweder unter Freunden, oder unter Feinden leben. Jeden Tag suche man einen zu erwerben, nicht gleich zum genauen, aber doch zum wohlwollenden Freunde: einige werden nachher, nachdem sie eine prüfende Wahl bestanden haben, als Vertraute zurückbleiben.

— 113 —

Im Glück aufs Unglück bedacht sein

Es ist eine gute Vorsorge, für den Winter im Sommer und mit mehr Bequemlichkeit den Vorrat zu sammeln. Zur Zeit des Glücks ist die Gunst wohlfeil und Ueberfluss an Freundschaften. Es ist gut, sie zu bewahren für die Zeit des Missgeschicks, als welche eine sehr teure und von Allem entblößte ist. Man erhalte sich daher einen Vorrat von Freunden und Verpflichteten: denn einst wird man hoch schätzen, was man jetzt nicht achtet. Gemeine Seelen haben im Glück keine Freunde: und weil sie jetzt solche nicht kennen, werden diese dereinst im Unglück sie nicht kennen.

— 121 —

Nicht eine Angelegenheit aus dem machen, was keine ist

Wie Manche aus Allem eine Klatscherei machen, so Andre aus Allem eine Angelegenheit. Immer sprechen sie mit Wichtigkeit, Alles nehmen sie ernstlich und machen eine Streitigkeit oder eine geheimnisvolle Sache daraus. Verdrießlicher Dinge darf man sich nur selten ernstlich annehmen: denn sonst würde man sich zur Unzeit in Verwickelungen bringen. Es ist sehr verkehrt, wenn man sich das zu Herzen nimmt, was man in den Wind schlagen sollte. Viele Sachen, die wirklich etwas waren, wurden zu nichts, weil man sie ruhen ließ: und aus andern, die eigentlich nichts waren, wurde viel, weil man sich ihrer annahm. Anfangs läßt sich Alles leicht beseitigen, späterhin nicht. Oft bringt die Arznei die Krankheit hervor. Und nicht die schlechteste Lebensregel ist: ruhen lassen.

— 127 —

Edle, freie Unbefangenheit bei Allem

Diese ist das Leben der Talente, der Atem der Rede, die Seele des Tuns, die Zierde der Zierden. Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. Sogar im Denken wird sie sichtbar. Sie am allermeisten ist Geschenk der Natur und dankt am wenigsten der Bildung: denn selbst über die Erziehung ist sie erhaben. Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit tot, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät. Sie ist ein feiner Richtweg, die Geschäfte abzukürzen, oder auf eine edle Art aus jeder Verwicklung zu kommen.

— 130 —

Tun und sehn lassen

Die Dinge gelten nicht für das, was sie sind, sondern für das, was sie scheinen. Wert haben und ihn zu zeigen verstehn, heißt zweimal Wert haben. Was nicht gesehn wird, ist als ob es nicht wäre. Das Recht selbst kann seine Achtung nicht erhalten, wenn es nicht auch als Recht erscheint. Viel größer ist die Zahl der Getäuschten als die der Einsichtigen. Der Betrug herrscht vor, und man beurteilt die Dinge von Außen: viele aber sind weit verschieden von dem, was sie scheinen. Eine gute Außenseite ist die beste Empfehlung der inneren Vollkommenheit.

— 131 —

Adel des Gemüts

Es gibt eine Großherzigkeit der Seele, einen Edelmut des Geistes, dessen schöne Aeußerungen den Charakter in das glänzendste Licht stellen. Dieser Adel des Gemüts ist nicht Jedermanns Sache: denn er setzt Geistesgröße voraus. Seine erste Aufgabe ist, gut vom Feinde zu reden und noch besser an ihm zu handeln. Im größten Glanz erscheint er bei den Gelegenheiten zur Rache: diese lässt er sich nicht etwa entgehn, sondern er verbessert sie sich, indem er, grade wann er recht siegreich ist, sie zu einer unerwarteten Großmut benutzt. Und dabei ist er doch politisch, ja sogar der Schmuck der Staatsklugheit: nie affektiert er Siege, weil er nichts affektiert: erlangt solche jedoch sein Verdienst, so verhehlt sie sein Edelmut.

— 138 —

Kunst, die Dinge ruhen zu lassen:

und um so mehr, je wütender die Wellen des öffentlichen oder häuslichen Lebens toben. Im Treiben des menschlichen Lebens gibt es Strudel und Stürme der Leidenschaften; dann ist es klug, sich in den sichern Hafen der Furt zurückzuziehn. Oft verschlimmern die Mittel das Uebel: darum lasse man hier dem Physischen, dort dem Moralischen seinen freien Lauf. Der Arzt braucht gleich viel Wissenschaft zum Nichtverschreiben wie zum Verschreiben, und oft besteht die Kunst grade in Nichtanwendung der Mittel. Die Strudel im großen Haufen zu beruhigen, sei der Weg, dass man die Hand zurückziehe und sie von selbst sich legen lasse. Ein zeitiges Nachgeben für jetzt, sichert den Sieg in der Folge. Eine Quelle wird durch eine kleine Störung getrübt, und wird nicht, indem man dazu tut, wieder helle, sondern indem man sie sich selber überlässt. Gegen Zwiespalt und Verwirrung ist das beste Mittel, sie ihren Lauf nehmen zu lassen: denn so beruhigen sie sich von selbst.

— 140 —

Gleich auf das Gute in jeder Sache treffen

Es ist das Glück des guten Geschmacks. Die Biene geht gleich zur Süßigkeit für ihre Honigscheibe und die Schlange zur Bitterkeit für ihr Gift. So wendet auch der Geschmack Einiger sich gleich dem Guten, Andrer dem Schlechten entgegen. Es gibt nichts, woran nicht etwas Gutes wäre, zumal ein Buch, als ein Werk der Ueberlegung. Allein Manche sind von einer so unglücklichen Sinnesart, dass sie unter tausend Vollkommenheiten sogleich den einzigen Fehler herausfinden, der dabei wäre, diesen nun tadeln und davon viel reden, als wahre Aufsammler aller Auswürfe des Willens und des Verstandes Andrer: so häufen sie Register von Fehlern auf, welches mehr eine Strafe ihrer schlechten Wahl, als eine Beschäftigung ihres Scharfsinnes ist: sie haben ein trauriges Leben davon, indem sie stets am Bittern zehren und Unvollkommenheiten ihre Leibspeise sind. Glücklicher ist der Geschmack Andrer, welche unter tausend Fehlern gleich auf die einzige Vollkommenheit treffen, die ihnen aufstößt.

— 151 —

Voraus denken,

heute auf morgen und noch auf viele Tage. Die größte Vorsicht ist, dass man der Sorge und Ueberlegung besondre Stunden bestimme. Für den Behutsamen gibt es keine Unfälle und für den Aufmerksamen keine Gefahren. Man soll nicht das Denken verschieben, bis man im Sumpfe bis an den Hals steckt, es muss zum voraus geschehn. Durch die wiederholte und gereifte Ueberlegung komme man überall dem äußersten Mißgeschick zuvor. Das Kopfkissen ist eine stumme Sibylle; und sein Beginnen vorher beschlafen, ist besser, als nachmals darüber schlaflos liegen. Manche handeln erst, und denken nachher, welches heißt, weniger auf die Folgen, als auf die Entschuldigungen bedacht sein; Andre weder vorher noch nachher. Das ganze Leben muss ein fortgesetztes Denken sein, damit man des rechten Weges nicht verfehle. Wiederholte Überlegung und Vorsicht machen es möglich, unsern Lebenslauf zum Voraus zu bestimmen.

— 157 —

Sich nicht in den Personen täuschen,

welches die schlimmste und leichteste Täuschung ist. Besser man werde im Preise, als in der Ware betrogen. Bei Menschen mehr, als bei allem Andern, ist es nötig ins Innere zu schauen. Sachen verstehn und Menschen kennen, sind zwei weit verschiedene Dinge. Es ist eine tiefe Philosophie, die Gemüter zu ergründen, und die Charaktere zu unterscheiden. So sehr als die Bücher, ist es nötig die Menschen studiert zu haben.

— 159 —

Die Narren ertragen können

Stets sind die Weisen ungeduldig: denn wer sein Wissen vermehrt, vermehrt seine Ungeduld. Große Einsicht ist schwer zu befriedigen. Die erste Lebensregel, nach Epiktet, ist das Ertragenkönnen, worauf er die Hälfte der Weisheit zurückführt. Müssen nun alle Arten von Narrheit ertragen werden, so wird es großer Geduld bedürfen. Oft haben wir am meisten von denen zu erdulden, von welchen wir am meisten abhängen: eine dienliche Uebung der Selbstüberwindung. Aus der Geduld geht der unschätzbare Frieden hervor, welcher das Glück der Welt ist. Wer aber zum Dulden kein Gemüt hat, ziehe sich zurück in sich selbst, wenn er anders auch nur sich selbst wird ertragen können.

— 166 —

Den Mann von Worten von dem von Werken unterscheiden

Diese Unterscheidung erfordert die größte Genauigkeit, eben wie die der Freunde, der Personen und der Aemter; da alle diese Dinge große Verschiedenheiten haben. Weder gute Worte, noch schlechte Werke, ist schon schlimm; aber weder schlechte Worte, noch gute Werke, ist schlimmer. Worte kann man nicht essen, sie sind Wind; und von Artigkeiten kann man nicht leben, sie sind ein höflicher Betrug. Die Vögel mit dem Lichte fangen, ist das wahre Blenden. Die Eiteln lassen sich mit Wind abspeisen. Die Worte sollen das Unterpfand der Werke sein, und dann haben sie ihren Wert. Die Bäume, die keine Frucht, sondern nur Blätter tragen, pflegen ohne Mark zu sein: man muss sie kennen, die einen zum Nutzen, die andern zum Schatten.

— 167 —

Sich zu helfen wissen

In großen Gefahren gibt es keinen bessern Gefährten, als ein wackeres Herz: und sollte es schwach werden; so müssen die benachbarten Teile ihm aushelfen. Die Mühseligkeiten verringern sich dem, der sich zu helfen weiß. Man muss nicht dem Schicksal die Waffen strecken: denn da würde es sich vollends unerträglich machen. Manche helfen sich gar wenig in ihren Widerwärtigkeiten und verdoppeln solche, weil sie sie nicht zu tragen verstehn. Der, welcher sich schon kennt, kommt seiner Schwäche durch Überlegung zu Hilfe, und der Kluge besiegt Alles, sogar das Gestirn.

— 168 —

Nicht zu einem Ungeheuer von Narrheit werden

Dergleichen sind alle Eitele, Anmaßliche, Eigensinnige, Kapriziöse, von ihrer Meinung nicht Abzubringende, Ueberspannte, Gesichterschneider, Possenreißer, Neuigkeitskrämer, Paradoxisten, Sektirer und verschrobene Köpfe jeder Art: sie sind alle Ungeheuer von Ungebührlichkeit. Aber jede Missgestalt des Geistes ist hässlicher als die des Leibes, weil sie einer höheren Gattung von Schönheit widerstreitet. Allein, wer soll einer so großen und gänzlichen Verstimmung zu Hilfe kommen? Wo die große Obhut seiner selbst fehlt, ist keine Leitung mehr möglich: und an die Stelle eines nachdenkenden Bemerkens des fremden Spottes, ist der falsche Dünkel eines eingebildeten Beifalls getreten.

— 173 —

Nicht von Glas sein im Umgang, noch weniger in der Freundschaft

Einige brechen ungemein leicht, wodurch sie ihren Mangel an Bestand zeigen. Sich selbst erfüllen sie mit vermeintlichen Beleidigungen und die Andern mit Widerwillen. Die Beschaffenheit ihres Gemüts ist zarter als die ihres Augensterns, da sie weder im Scherz noch im Ernst eine Berührung duldet. Die unbedeutendsten Kleinigkeiten beleidigen sie: es bedarf keiner Ausfälle. Wer mit ihnen umgeht, muss mit der äußersten Behutsamkeit verfahren, stets ihre Zartheit berücksichtigen und sogar ihre Miene beobachten, da der geringste Uebelstand ihnen Verdruss erregt. Dies sind meistens sehr eigene Leute, Sklaven ihrer Laune, der zu Liebe sie Alles über den Haufen würfen, und Götzendiener ihrer eingebildeten Ehre. Dagegen ist das Gemüt eines Liebenden hart und ausdauernd, wie ein Diamant, und daher ein Amant ein halber Diamant zu nennen.

— 174 —

Nicht hastig leben

Die Sachen zu verteilen wissen, heißt sie zu genießen verstehn. Viele sind mit ihrem Glück früher als mit ihrem Leben zu Ende: sie verderben sich die Genüsse, ohne ihrer froh zu werden: und nachher möchten sie umkehren, wann sie ihres weiten Vorsprungs inne werden. Sie sind Postillione des Lebens, die zu dem allgemeinen raschen Lauf der Zeit noch das ihnen eigene Stürzen hinzufügen. Sie möchten in Einem Tage verschlingen, was sie kaum im ganzen Leben verdauen könnten. Vor den Freuden des Lebens sind sie immer voraus, verzehren schon die kommenden Jahre, und da sie so eilig sind, werden sie schnell mit Allem fertig. Man soll sogar im Durst nach Wissen ein Maß beobachten, damit man nicht die Dinge lerne, welche es besser wäre nicht zu wissen. Wir haben mehr Tage als Freuden zu erleben. Man sei langsam im Genießen, schnell im Wirken: denn die Geschäfte sieht man gern, die Genüsse ungern beendigt.

— 176 —

Einsicht haben, oder den anhören, der sie hat

Ohne Verstand, eigenen oder geborgten, lässt sich's nicht leben. Allein Viele wissen nicht, dass sie nichts wissen, und Andre glauben zu wissen, wissen aber nichts. Gebrechen des Kopfs sind unheilbar, und da die Unwissenden sich nicht kennen, suchen sie auch nicht was ihnen abgeht. Manche würden weise sein, wenn sie nicht es zu sein glaubten. Daher kommt es, dass, obwohl die Orakel der Klugheit selten sind, diese dennoch unbeschäftigt leben, weil Keiner sie um Rat fragt. Sich beraten, schmälert nicht die Größe und zeugt nicht vom Mangel eigner Fähigkeit, vielmehr ist, sich gut beraten, ein Beweis derselben. Man überlege mit der Vernunft, damit man nicht widerlegt werde vom unglücklichen Ausgang.

— 181 —

Ohne zu lügen, nicht alle Wahrheiten sagen

Nichts erfordert mehr Behutsamkeit als die Wahrheit: sie ist ein Aderlass des Herzens. Es gehört gleich viel dazu, sie zu sagen und sie zu verschweigen verstehn. Man verliert durch eine einzige Lüge den ganzen Ruf seiner Unbescholtenheit. Der Betrug gilt für ein Vergehn und der Betrüger für falsch, welches noch schlimmer ist. Nicht alle Wahrheiten kann man sagen, die einen nicht, unser selbst wegen, die andern nicht, des Andern wegen.

— 183 —

Nichts gar zu fest ergreifen

Jeder Dumme ist fest überzeugt; und jeder fest Ueberzeugte ist dumm: je irriger sein Urteil, desto größer sein Starrsinn. Sogar wo man augenfällig Recht hat, steht es schön an, nachzugeben: denn die Gründe, die wir für uns haben, sind nicht unbekannt, und nun sieht man unsre Artigkeit. Man verliert mehr durch ein halsstarriges Behaupten, als man durch den Sieg gewinnen kann; denn das heißt nicht ein Verfechter der Wahrheit, sondern der Grobheit sein. Es gibt eiserne Köpfe, die im höchsten und äußersten Grade schwer zu überzeugen sind: kommt nun zum Festüberzeugtsein noch der grillenhafte Eigensinn: so gehn beide eine unzertrennliche Verbindung mit der Narrheit ein. Die Festigkeit gehört in den Willen; nicht in den Verstand. Doch gibt es Fälle, die hiervon eine Ausnahme gestatten, wo man nämlich verloren wäre, wenn man sich doppelt, erst im Urteil und in Folge davon in der Ausführung besiegen ließe.

— 191 —

Nicht an der großen Höflichkeit sein Genügen haben:

denn sie ist eine Art Betrug. Einige bedürfen, um hexen zu können, nicht der Kräuter Thessaliens: denn mit dem schmeichelhaften Hutabziehen allein bezaubern sie eitle Dummköpfe. Ehrenbezeugungen sind ihre Münze und sie bezahlen mit dem Hauch schöner Redensarten. Wer Alles verspricht, verspricht nichts: aber Versprechungen sind die Falle für die Dummen. Die wahre Höflichkeit ist Schuldigkeit, die affektierte, zumal die ungebräuchliche, Betrug: sie ist nicht Sache des Anstands; sondern ein Mittel Andre abhängig zu machen. Ihr Bückling gilt nicht der Person, sondern deren Glücksumständen, und ihre Schmeichelei nicht den etwa erkannten Trefflichkeiten, sondern den gehofften Vorteilen.

— 195 —

Zu schätzen wissen

Es gibt Keinen, der nicht in irgend etwas der Lehrer des Andern sein könnte: und Jeder, der Andre übertrifft, wird selbst noch von Jemandem übertroffen werden. Von Jedem Nutzen zu ziehn verstehn, ist ein nützliches Wissen. Der Weise schätzt Alle, weil er in Jedem das Gute erkennt und weiß, wie viel dazu gehört, eine Sache gut zu machen. Der Dumme verachtet Alle, weil er das Gute nicht kennt und das Schlechtere erwählt.

— 196 —

Seinen Glücksstern kennen

Niemand ist so hilflos, dass er keinen hätte: und ist er unglücklich; so ist es, weil er ihn nicht kennt. Einige stehen bei Fürsten und Mächtigen in Ansehn, ohne zu wissen, wie oder weshalb, als nur, dass eben ihr Schicksal ihnen diese Gunst leicht machte, wobei der Bemühung bloß das Nachhelfen blieb. Andre besitzen die Gunst der Weisen. Mancher fand bei einer Nation bessere Aufnahme, als bei der andern, und war in dieser Stadt lieber gesehn, als in jener. Ebenso hat man oft mehr Glück in einem Amte oder Stand, als in den übrigen; und alles dieses bei Gleichheit, ja Einerleiheit der Verdienste. Das Schicksal mischt die Karten, wie und wann es will. Jeder kenne seinen Glücksstern, eben wie auch sein Talent: denn hiervon hängt es ab, ob er sein Glück macht oder verscherzt. Er wisse seinem Stern zu folgen, ihm nachzuhelfen und hüte sich ihn zu vertauschen: denn das wäre, wie wenn man den Polarstern verfehlt, auf welchen doch der nahe kleine Bär hindeutet.

— 217 —

Nicht auf immer lieben, noch hassen

Seinen heutigen Freunden traue man so, als ob sie morgen Feinde sein würden und zwar die schlimmsten. Da dieses in der Wirklichkeit Statt hat; so finde es solche auch in der Vorkehr. Man gebe nicht den Ueberläufern der Freundschaft Waffen in die Hände, mit denen sie nachher den blutigsten Krieg führen. Dagegen stehe den Feinden beständig die Türe zur Versöhnung offen, und zwar sei es die des Edelsinns, als die sicherste. Manchem ist schon seine frühere Rache zur Qual geworden und die Freude über seinen verübten bösen Streich hat sich in Betrübnis verkehrt.

— 218 —

Nie aus Eigensinn handeln, sondern aus Einsicht

Jeder Eigensinn ist ein Auswuchs des Geistes, ein Erzeugnis der Leidenschaft, welche noch nie die Dinge richtig geleitet hat. Es gibt Leute, die aus Allem einen kleinen Krieg machen, wahre Banditen des Umgangs: Alles was sie ausführen, soll zu einem Siege werden und sie kennen kein friedliches Verfahren. Diese sind, wenn sie gebieten und herrschen, verderblich: denn sie machen aus der Regierung eine Faktion, und Feinde aus denen, die sie als ihre Kinder ansehen sollten. Sie wollen Alles durch Ränke vorbereiten und es sodann als die Frucht ihrer Künstelei erlangen. Allein wann die Uebrigen ihren verkehrten Sinn erkannt haben; so lehnt Alles sich gegen sie auf, weiß ihre schimärischen Pläne zu stören und sie erlangen nichts, sondern tragen nur eine Last von Verdrießlichkeiten davon, indem Alle helfen, ihr Leidwesen zu vermehren. Diese haben einen verschrobnen Kopf und mitunter auch ein verruchtes Herz. Gegen Ungeheuer dieser Art ist weiter nichts zu tun, als sie zu fliehen und wäre es bis zu den Antipoden, deren Barbarei leichter zu ertragen sein wird, als die Abscheulichkeit jener.

— 230 —

Die Augen bei Zeiten öffnen

Nicht Alle, welche sehn, haben die Augen offen; und nicht Alle, welche um sich blicken, sehn. Zu spät hinter die Sachen kommen, dient nicht zur Abhilfe, wohl aber zur Betrübnis. Einige fangen erst an zu sehn, wann nichts mehr zu sehn da ist, indem sie Haus und Hof zu Grunde richteten, ehe sie selbst zu Menschen wurden. Es ist schwer, dem Verstand beizubringen, der keinen Willen hat, und noch schwerer dem Willen, der keinen Verstand. Die sie umgeben, spielen mit ihnen, wie mit Blinden, zum Gelächter der Übrigen: und weil sie taub zum Hören sind, öffnen sie auch nicht die Augen zum Sehn. Auch fehlt es nicht an solchen, welche jenen Sinnenschlummer unterhalten, weil ihre Existenz darauf beruht, dass jene nicht seien. Unglückliches Pferd, dessen Herr keine Augen hat! Es wird schwerlich fett werden.

— 247 —

Etwas mehr wissen und etwas weniger leben

Andere sagen es umgekehrt. Gute Muße ist besser als Geschäfte. Nichts gehört unser, als nur die Zeit, in welcher selbst der lebt, der keine Wohnung hat. Es ist gleich unglücklich, das kostbare Leben mit mechanischen Arbeiten, oder mit einem Uebermaß erhabener Beschäftigungen hinzubringen. Man überhäufe sich nicht mit Geschäften und mit Neid; sonst stürzt man sein Leben hinunter und erstickt den Geist. Einige wollen dies auch auf das Wissen ausdehnen: aber wer nichts weiß, der lebt auch nicht.

— 250 —

Wann hat man die Gedanken auf den Kopf zu stellen?

Wann verschmitzte Tücke redet. Bei Einigen muss Alles umgekehrt verstanden werden: ihr Ja ist Nein, und ihr Nein Ja. Reden sie von einer Sache nachteilig; so bedeutet dieses, dass sie solche hochschätzen: denn wer sie für sich haben will, setzt sie bei Andern herab. Nicht Jeder der lobt, redet gut von der Sache: denn Manche werden, um die Guten nicht zu loben, auch die Schlechten loben: für wen aber Keiner schlecht ist, für den ist auch Keiner gut.

— 266 —

Nicht aus lauter Güte schlecht sein:

der ist es, welcher sich nie erzürnt. Diese unempfindlichen Menschen verdienen kaum, für Leute (personas) zu gelten. Es entsteht nicht immer aus Trägheit, sondern oft aus Unfähigkeit. Eine Empfindlichkeit, bei gehörigem Anlaß, ist ein Akt der Persönlichkeit: die Vögel machen sich bald über den Strohmann lustig. Das Süße mit dem Sauern abwechseln lassen, beweist einen guten Geschmack. Das Süße ganz allein ist für Kinder und Narren. Es ist sehr übel, wenn man aus lauter Güte in solche Gefühllosigkeit versinkt.

— 294 —

Sich in seinen Meinungen mäßigen

Jeder fasst seine Ansichten nach seinem Interesse und glaubt einen Überfluss an Gründen für dieselben zu haben. Denn in den Meisten muss das Urteil der Neigung den Platz einräumen. Nun trifft es sich leicht, dass Zwei mit einander gradezu widersprechenden Meinungen sich begegnen, und Jeder glaubt die Vernunft auf seiner Seite zu haben, wiewohl diese, stets unverfälscht, nie ein doppeltes Antlitz trug. Bei einem so schwierigen Punkt gehe der Kluge mit Überlegung zu Werke: dann wird das Misstrauen gegen sich selbst sein Urteil über das Benehmen des Gegners berichtigen. Er stelle sich auch einmal auf die andre Seite und untersuche von da die Gründe des Andern: dann wird er nicht mit so starker Verblendung jenen verurteilen und sich rechtfertigen.

— 299 —

Hunger zurücklassen:

selbst den Nektarbecher muss man den Lippen entreißen. Das Begehren ist das Maß der Wertschätzung. Sogar bei dem leiblichen Durst ist es eine Feinheit, ihn zu beschwichtigen, aber nicht ganz zu löschen. Das Gute, wenn wenig, ist doppelt gut. Das zweite Mal führt ein beträchtliches Sinken herbei. Sättigung mit dem was gefällt ist gefährlich und kann der unsterblichsten Vortrefflichkeit Geringschätzung zuziehn. Die Hauptregel um zu gefallen ist, dass man den Appetit noch durch den Hunger, mit welchem man ihn verließ, gereizt vorfinde. Muss man Unzufriedenheit erregen, so sei es lieber durch die Ungeduld des Begehrens, als durch den Überdruss des Genusses. Das mühsam erlangte Glück wird doppelt genossen.