Länder, in denen 2021 Kriege oder bewaffnete Konflikte herrschten

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung Hamburg,
 [Stand: 10.05.2022], Darstellung: Berghof Foundations Operations gGmbH 2022

Laut der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) gab es 2021 weltweit 22 Kriege und 6 bewaffnete Konflikte.

"Kriege" sind per Definition gewaltsame Konflikte, die beständig andauern, organisiert sind und in denen mindestens eine der Kriegsparteien eine reguläre Streitkraft einer Regierung ist. Andernfalls spricht man von einem bewaffneten Konflikt. Die meisten der Kriege und Konflikte betreffen nicht ganze Länder, sondern beschränken sich auf eine - in manchen Fällen sogar mehrere - bestimmte Regionen. Dabei existieren einige bereits seit vielen Jahren, während andere erst in der jüngsten Zeit ausgebrochen sind.

Zwei Kriege in Afrika betreffen mittlerweile auch die Nachbarländer: Von dem Krieg in Nigeria ist beispielsweise auch das Nachbarland Kamerun betroffen. Im Jahr 2021 sind 4 neue Kriege ausgebrochen bzw. neu eskaliert: die bewaffneten Konflikte in Chile und Indonesien, sowie die Kriege in Israel/Palästina und Pakistan (Belutschistan).

Daneben wurden im Jahr 2021 jedoch auch 5 Konflikte/Kriege beendet: in Armenien/Aserbaidschan, Burundi (allerdings gibt es nach wie vor vereinzelte gewaltsame Auseinandersetzungen), der Nebenkonflikt im Jemen mit Al-Qaida, sowie Libyen und Westmyanmar.

vgl.: Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Kriegsursachenforschung [Stand: 10.05.2022]

Der Konflikt in Armenien/Aserbaidschan eskalierte dieses Jahr (2022) wieder, konnte aber relativ kurzfristig eingedämmt werden.

Das sieht bzgl. der Eskalation des seit 2014 bestehenden Ukrainekonflikts dagegen ganz anders aus: seither gibt es einen anhaltenden und immer weiter eskalierenden Krieg durch den offiziellen, völkerrechtswidrigen Angriff Russlands am 24.02.2022 auf ukrainische Militäreinrichtungen im gesamten Land. Dieser Krieg ist wohl mittlerweile der mit Abstand weltweit gefährlichste, da er das Potential eines III. Weltkriegs in nuklearer Dimension hat.

Eine Exit-Strategie gibt es (offiziell) bisher nicht.


Korea 1950, Guatemala 1954, Indonesia 1958, Cuba 1961, Vietnam 1961, Congo 1964, Laos 1964, Brazil 1964, Dominican Republic 1965, Greece 1967, Argentina 1976, Nicaragua 1981, Grenada 1984, Philippines 1989, Panama 1989, Irak 1991, 2003, Republic Srpska 1995, Sudan 1998, Yugoslavia 1999, Afghanistan 2001, Yemen 2002, Somalia 2006, Libya 2011, Syria 2011...

All we are saying to the US, the NATO and EU is:

give peace a chance!!!


"Gerechter" Krieg

In Reaktion auf die Kreuzzüge im Hochmittelalter begannen christliche Minderheiten die großkirchliche Lehre vom gerechten Krieg abzulehnen. Die Franziskaner lehnten das Tragen von Waffen und somit die Kriegsteilnahme für sich ab. Ihr Gründer Franziskus von Assisi verwarf gerechte und heilige Kriege sowie jede Gewaltmission und lehrte mit dem Waffen- und Besitzverzicht eine an urchristlichen Geboten orientierte Lebensweise als kritischen Kontrast zur Beteiligung der Großkirche an Kriegen und Kreuzzügen.

Im Gefolge der Reformation entstandene Friedenskirchen wie die Böhmischen Brüder, die Church of the Brethren, Quäker und Mennoniten lehnen jede Kriegsbeteiligung strikt ab, da Krieg immer ungerecht sei und das Evangelium Frieden ohne Gewalt gebiete.

Die Humanisten des 16. Jahrhunderts konstatierten die Vergeblichkeit aller Bemühungen, Krieg rational einzuhegen. Erasmus von Rotterdam prüfte die europäischen Kriege seiner Zeit mit dem Ergebnis, dass keiner gerecht gewesen sei, da keiner die Bedingungen von Augustin und Thomas erfüllt habe. Er rief in seiner berühmten Friedensrede Querela pacis:

"Ich appelliere an alle, die sich Christen nennen, alle ihre Kräfte und Anstrengungen im Kampf gegen den Krieg zu vereinen. Jeder soll dazu seinen Beitrag leisten. Bleibende Eintracht muss alle vereinen, die von Natur aus und in Christus durch so viele Bande zusammengehören."

Jeder noch so ungerechte Friedenszustand sei dem scheinbar gerechtesten aller Kriege vorzuziehen.

Sebastian Franck schrieb im Kriegsbüchlein des Friedens 1539, ein gerechter Krieg sei seit Beginn der Endzeit so selten wie „Störche im Winter“. George Fox begründete gegenüber dem König seine Eingabe für die Freistellung der Quäker vom Kriegsdienst 1661 wie folgt:

"Wir wissen, dass Kriege und Gefechte den Begierden der Menschen entspringen, und der Herr hat uns befreit von dieser Begierde und uns so außerhalb der Veranlassung von Krieg gestellt… Alle Kriege, Feldzüge und Gefechte mit äußeren Waffen verwerfen wir, zu welchem Zweck, unter welchem Vorwand auch immer sie stattfinden."

 

Dass die Theorie vom iustum bellum zur Rechtfertigung von Kriegen missbraucht werden kann und wird, kritisieren außer den Pazifisten auch Philosophen, Historiker und Realpolitiker. Der US-Philosoph LeRoy Walters stellte 1974 an Fallbeispielen aus Kriegen des 20. Jahrhunderts fest, dass „alle Theoretiker die Kategorien vom gerechten Krieg dazu benutzten, um zu beweisen, dass ihr eigenes Land einen gerechten Krieg führe“.

Der Historiker Wolfram Wette kritisierte:

"Mochten solche Kriegslehren ursprünglich dem menschlichen Bedürfnis nach rationaler Bewältigung des Phänomens Krieg entsprungen sein, mochten einige der Urheber solcher Lehren auch die Absicht verfolgt haben, die Häufigkeit kriegerischer Konflikte einzuschränken, so wurden sie in der Praxis jedoch schnell zu einem Hilfsmittel von Gewaltpolitik. Gelang es beispielsweise einem Herrscher, seine Kriegspolitik mit den Kriterien der theoretischen Lehre zu begründen und sie dann als gerecht hinzustellen, so wurde es ihm und den ihn unterstützenden Eliten erleichtert, den Untertanen den Kriegsdienst und damit den Einsatz des Lebens abzuverlangen."

Auf diese Weise dienten die verschiedenen Lehren von gerechten und ungerechten Kriegen direkt oder indirekt den Legitimationsbedürfnissen der Politik. Sie erfüllten die Funktion von Herrschaftsmitteln. Ihre Langzeitwirkung bestand darin, dass sich im Bewusstsein der Menschen die Vorstellung zum Glaubenssatz verfestigte, dass nämlich der Krieg von Zeit zu Zeit wie eine Naturgewalt ausbreche und man ihn daher notgedrungen als ein auferlegtes Schicksal hinnehmen müsse.