Ostern und die Wege zum Frieden

Veröffentlicht am 9. April 2023 um 21:10

"Die Friedensbewegung und der Pazifismus waren durchaus segensreich für die Geschichte Europas. (...) Umso mehr braucht es jetzt den "kleinen Pazifismus", das Werben um Friedensverhandlungen darf kein Tabu sein. (...) Und eine Befriedung des Kontinents ohne eine starke Friedensbewegung ist nicht vorstellbar; sie ist in Zeiten des Ukraine-Krieges wichtiger denn je. (...)

Pazifismus ist nicht Geschwätz, sondern Aufopferung für den Frieden.

Ich bewundere die Pazifisten. Sie setzen das notwendige Gegengewicht in einer Zeit, die mit immer mehr Waffen Frieden schaffen will. Ich bewundere es, wie die Pazifisten es schaffen, ihre Ohnmacht auszuhalten. Ich bewundere sie dafür, wenn sie auch angesichts der Aggression Putins nicht schwankend werden. Ich bewundere sie dafür, dass sie der Gewalt die Gegengewalt verweigern; dass sie nicht auf die Kraft der Waffen, sondern auf die Kraft des Rechts setzen. (...)"

An der Kritik an der Friedensbewegung haben Friedensnobelpreise und Vorbilder wie Bertha von SuttnerCarl von OssietzkyMahatma Gandhi und ein Martin Luther King nichts geändert - aber so randständig wie heute waren Pazifisten schon lange nicht mehr, meint Heribert Prantl. 

"Ich weiß, dass Hass Gesellschaften zerfrisst. Der Hass entmenschlicht auch die Hasser. Die vom Hass Getroffenen hassen zurück. Sie hassen auch die Gruppe von Menschen, zu denen man den Täter rechnet, womöglich das ganze Volk, das er dirigiert.

Eine solche monströse Dynamik darf es nicht geben.

Der kleine Pazifismus sagt: Waffen sind nicht die Wünschelrute für den Frieden. Zu ihm gehört das Bestreben, mit aller Kraft den Weg zu Friedensverhandlungen zu suchen. Wenn die Ostermärsche dafür werben, dann ist das ein gutes Werben.

Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten.

Frieden liegt nicht als Osterei im Nest (...), aber man kann das Nest schon einmal bauen, die Materialien dafür sammeln; man kann also darüber verhandeln, wie man verhandeln könnte, so wie das vor 375 Jahren im Westfälischen Frieden gelungen ist. Ich hoffe auf ein solches Gelingen.

Das ist meine Osterhoffnung 2023."

Kommentar von Heribert Prantl, Kolumnist und Autor der "Süddeutschen Zeitung", ndr.de, 09.04.2023


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.