Zur Ruhe kommen, Kraft tanken

Veröffentlicht am 2. Dezember 2023 um 22:53

Liebe Friedensengel,

morgen ist der 1. Advent, und pünktlich zum Beginn der Weihnachtszeit hüllt sich unsere Welt in die weiße, glitzernde Pracht. Bei uns im Süden ist es so dick verschneit, dass teilweise der Verkehr (auch ÖPNV) lahmgelegt ist, was der Ruhe, die Schnee immer mit sich bringt, noch einmal Nachdruck verleiht. Unsere Natur mahnt uns zur Ruhe und tritt auf das Bremspedal.

Hinter uns liegt ein beispiellos hartes Jahr. Die Welt versinkt im Kriegsrausch, die Spannungspolitik unserer Regierung nimmt immer absurdere Ausmaße an, wir selbst sind maßgeblich und mittlerweile ganz offen nicht nur mitbeteiligt an diversen Kriegen, sondern füttern diese noch. Man möchte den Frieden - und damit die Verständigung und Versöhnung, die es für Frieden obligatorisch als Grundlage braucht - herbeibomben. Nach dem Motto: je aggressiver ich bin, desto eher wird der Weltfrieden erhalten. Versicherheitlichung mittels Abschreckung, Bedrohung und Feindbildern. Was für eine Absurdität! Gefangen in Clausewitz` totaler Kriegsspirale. Und offensichtlich erkennen die Verantwortlichen nicht, dass sie sich der Spirale unterworfen haben, denn es gibt (zumindest von westlicher Seite) keine Anzeichen dafür, dass man sich dessen bewusst ist. Im Gegenteil: die Spirale wird unterfüttert, und unserer Bevölkerung erzählt, man hätte keine Wahl.

"Noch vor einigen Jahren schienen Warnungen vor einem militärisch-industriellen Komplex in der EU weit hergeholt. Nun brüstet sich die EU damit, dass dieser Komplex Stück für Stück Wirklichkeit wird. Beunruhigend ist, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten in den letzten Jahren weitgehende Schritte unternommen haben, um Aufmerksamkeit und Ressourcen von zivilen auf militärische Prioritäten zu verlagern. Unter der Behauptung, dass das Europäische Projekt gefährdet und ein „stärkeres Europa“ auf internationaler Ebene erforderlich seien, wurde der Aufbau von gemeinsamen militärischen Fähigkeiten gefördert und eine Erhöhung der Rüstungsausgaben zugesichert. Forderungen, die EU solle ihre militärische Stärke weltweit aktiver einsetzen, werden immer lauter. Dieser Paradigmenwechsel im politischen Diskurs, bei Strukturen und Finanzierung, wird aber weder den Frieden sichern noch die strukturellen Ursachen der Konflikte angehen, die nicht zuletzt durch das ausbeuterische Wirtschaften einer neoliberalen EU geschürt wurden und werden... Gängige Mythen über den vermeintlichen wirtschaftlichen und politischen Nutzen einer engeren militärischen Zusammenarbeit werden in diesem Bericht widerlegt und es wird der Frage nachgegangen, warum dieser Paradigmenwechsel eine Gefahr für den Frieden und die Sicherheit der Menschen weltweit bedeutet. Schließlich werden friedenspolitische Konzepte und Handlungsansätze vorgestellt, um sich aktiv für Frieden und menschliche Sicherheit stark zu machen."

Mittlerweile wird ganz offen ein Mentalitätswechsel in der Bevölkerung gefordert, man möchte den Frieden und alles, was dazugehört, wie Respekt, Solidarität, Miteinander und Verstehen aus unseren Köpfen verbannen. Wir sollen allumfassend zum „Krieg ertüchtigt“ werden. Diese Strategie ist nicht neu, neu ist lediglich, dass es jetzt offen ausgesprochen wird. Damit wird also bestätigt, was die Friedensbewegung und viele Andere seit Jahren, verstärkt seit knapp 2 Jahren, verurteilen. Bisher wurde das diffamiert, jetzt wird es öffentlich zugegeben. Wir befinden uns also in einer Propagandasituation, in der zuvorderst die Friedensbewegung massiv bekämpft wird (mittels Diffamierung oder Verschweigen). Eine Mobilisierung soll unmöglich gemacht werden, um die Kriegspolitik ohne Hindernisse bei gleichzeitiger Machterhaltung fortführen und ausweiten zu können und gerade deshalb auch zu einem unserer kräftezehrendsten Kämpfe wurde. Ich meine, behaupten zu können, dass wir alle am Limit arbeiten und dieses bereits mehrmals nach oben ausgedehnt haben.

Unglaublich, welche Kräfte in uns stecken, unglaublich, wie unermüdlich und beinahe unerschöpflich für den Frieden, die Menschenrechte und das Leben gekämpft wird - und das alles vor dem Hintergrund täglicher, wahnwitzigster, irrationalster, entsetzlichster und absurdester Nachrichten!

Daher möchte ich allen aus tiefstem Herzen „Danke“ sagen, aber auch einmal appellieren, den Akku wiederaufzuladen. Wie es aussieht, brauchen wir einen langen Atem (wenn nicht kurzfristig die größte aller Katastrophen passiert) und dafür brauchen wir Energie.

Ich wünsche Euch einen schönen, entschleunigten und friedlichen 1. Advent im eigenen Kreis, genießt die schönen Augenblicke! Und vielleicht spaziert der Ein oder Andere auch mal durch die wunderschön verschneite Landschaft und hört einfach mal nur dem Knirschen unter den Stiefeln, dem Plätschern eines Baches und den vereinzelten Vogelstimmen zu? Und vielleicht können die folgenden beiden Gedichte ein wenig Hoffnung in diese hoffnungslose Zeit bringen?

Herzliche Grüße, TS

Hoffnung

Und dräut der Winter noch so sehr
mit trotzigen Gebärden,
und streut er Eis und Schnee umher,
es muss doch Frühling werden.

Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
mir soll darob nicht bangen,
auf leisen Sohlen über Nacht
kommt doch der Lenz gegangen.

Drum still! Und wie es frieren mag,
o Herz, gib dich zufrieden,
es ist ein großer Maientag
der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
als sei die Höll' auf Erden,
nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muss doch Frühling werden.

Emanuel Geibel

Erster Schnee

Wie nun alles stirbt und endet und das letzte Lindenblatt
müd` sich an die Erde wendet in die warme Ruhestatt.
So auch unser Tun und Lassen, was uns zügellos erregt,
unser Lieben unser Hassen sei' ins welke Laub gelegt!

Reiner weißer Schnee, oh schneie, decke beide Gräber zu,
dass die Seele uns gedeihe still und kühl in Wintersruh!
Bald kommt jene Frühlingswende, die allein die Liebe weckt,
wo der Hass umsonst die Hände dräuend aus dem Grabe streckt.

Gottfried Keller

Es gibt keine größere Kraft als die Liebe.

Sie überwindet den Hass wie das Licht die Finsternis.“

Martin Luther King


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.