Kuba: neue milit. Einrichtung Chinas – USA "sehr besorgt"

Veröffentlicht am 23. Juni 2023 um 05:26

Diese Überschrift liest sich wie aus einem schlechten Film. Wie oft schon innerhalb der letzten 15 Monate haben Tausende von uns genau die Frage gestellt: Was würden denn die USA tun, wenn Russland in Mexiko Militärbasen aufbauen würde oder auf Kuba und wir erinnerten an die Kubakrise. Erst kürzlich wiederholte Erich Vad in der NZZ die Bedeutung strategischer Interessen zwischen konkurrierenden Machtbereichen, wie z.B. die Taiwanfrage oder die Bedeutung der Karibik für die Sicherheit der USA.

Und Sicherheitsinteressen haben alle - da ist keiner ausgenommen, nicht die Ukraine, nicht die USA, nicht China und auch nicht Russland, auch wenn man uns vehement von etwas Anderem überzeugen möchte. Die NATO-Osterweiterung und damit die vielen NATO-Militärbasen im Osten seien absolut kein Argument für Russland, sich in irgendeiner Art und Weise unsicher zu fühlen, das sei "lächerlich"...

Und nun bekommen wir die Antwort auf unsere viel gestellte Frage bereits im Vorfeld präsentiert:  laut dem Wall Street Journal verhandeln China und Kuba über die Errichtung einer neuen gemeinsamen militärischen Ausbildungseinrichtung an der Nordküste Kubas. Es ist noch nichts gebaut bzw. kein einziger Soldat stationiert. Doch allein die Gespräche darüber versetzen anscheinend die USA in Alarmbereitschaft.

"Die Biden-Regierung hat kubanische Beamte kontaktiert, um zu versuchen, das Abkommen zu verhindern, und versucht, die ihrer Meinung nach kubanischen Bedenken hinsichtlich der Abtretung der Souveränität anzuzapfen."

Bemerkenswert:  "das Abkommen verhindern" und die "ihrer Meinung nach kubanischen Bedenken hinsichtlich der Abtretung der Souveränität anzuzapfen" - tauchen da nicht zwangsläufig Parallelen zur Ukraine-Krise auf? EU- und NATO-Mitgliedschaft, Souveränität der Ukraine?

An dieser Stelle sei das Experiment erlaubt, die folgenden beiden Sätze links aus dem Wall Street Journal einmal aus der Sicht Russlands und Chinas zu formulieren mittels Substitution ein paar weniger Worte:

USA bzgl. China | Original, WSJ:

"Aktuelle und ehemalige US-Beamte sagten, eine neue Militäreinrichtung könnte China eine Plattform bieten, um möglicherweise dauerhaft Truppen auf der Insel unterzubringen und seine Geheimdienstsammlung, einschließlich elektronischer Lauschangriffe, gegen die USA zu erweitern.

Besonders besorgniserregend für die USA: Die geplante Anlage ist Teil von Chinas "Projekt 141", einer Initiative der Volksbefreiungsarmee, um ihre globale Militärbasis und ihr logistisches Unterstützungsnetzwerk zu erweitern, sagten ein aktueller und ein ehemaliger US-Beamter."

Test:

Russland bzgl. der Ukraine

Aktuelle und ehemalige russische Beamte sagten, eine neue Militäreinrichtung könnte den USA eine Plattform bieten, um möglicherweise dauerhaft Truppen in der Ukraine unterzubringen und seine Geheimdienstsammlung, einschließlich elektronischer Lauschangriffe, gegen Russland zu erweitern. Besonders besorgniserregend für Russland: Die geplante Anlage ist Teil der National Security Strategy, einer Initiative des US-Militärs, um ihre globale Militärbasis und ihr logistisches Unterstützungsnetzwerk zu erweitern, sagten ein aktueller und ein ehemaliger russischer Beamter.

Test:

China bzgl. Taiwan

Aktuelle und ehemalige chinesische Beamte sagten, eine neue Militäreinrichtung könnte den USA eine Plattform bieten, um möglicherweise dauerhaft Truppen in Taiwan unterzubringen und seine Geheimdienstsammlung, einschließlich elektronischer Lauschangriffe, gegen China zu erweitern. Besonders besorgniserregend für China: Die geplante Anlage ist Teil der National Security Strategy, einer Initiative des US-Militärs, um ihre globale Militärbasis und ihr logistisches Unterstützungsnetzwerk zu erweitern, sagten ein aktueller und ein ehemaliger chinesischer Beamter.

"China und Kuba betreiben nach Angaben von US-Beamten bereits gemeinsam 4 Abhörstationen auf der Insel", heißt es weiter.

Die Vereinigten Staaten unterhielten nach eigenen Angaben im Jahr 2008 (!) 761 militärische Einrichtungen aller Teilstreitkräfte (Army, Air Force, Navy, Marine Corps) im Ausland (über 1.000 insgesamt), davon 21 allein in Japan mit 55.165 dort dauerhaft stationierten Soldaten (2020, de.statista.com)

"Keiner der bisher bekannten Standorte von Project 141 befindet sich in der westlichen Hemisphäre." Pekings einziger Militärstützpunkt außerhalb der Pazifikregion befindet sich in Dschibuti, am Horn von Afrika.

"In einem Interview mit CBS News am Montag sagte Blinken, dass die chinesischen Aktivitäten in Kuba ein ernstes Problem für die Regierung seien, "das ist wirklich besorgniserregend". Und auf NBC sagte Blinken:

"Wir haben immer Bedenken, wenn sie physisch eine Position einnehmen, die sich in eine Art Militärbasis verwandeln könnte."

Die USA haben also "immer Bedenken" und sind "wirklich besorgt"? Bedenken und Sorgen stehen also nur ihnen zu? Ihr Privileg?

Aus Geheimdienstkreisen heißt es, dass Peking sein Vorgehen in Kuba als geografische Antwort auf die intensive Bewaffnung und Ausbildung des taiwanesischen Militärs sieht. "China hat nach Angaben von US-Beamten keine Kampftruppen in Lateinamerika. Inzwischen haben die USA Dutzende von Militärbasen im gesamten Pazifik, wo sie mehr als 350.000 Soldaten stationieren."

Ein Beamter des Weißen Hauses sagte am Montag, dass die chinesische Regierung "weiterhin versuchen wird, ihre Präsenz in Kuba zu verstärken, und wir werden weiter daran arbeiten, sie zu stören".

Und die beiden Senatoren M. Warner und M. Rubio erklärten gemeinsam, sie seien "zutiefst beunruhigt über Berichte, dass Havanna und Peking zusammenarbeiten, um die Vereinigten Staaten und unser Volk ins Visier zu nehmen".

An dieser Stelle erspare ich mir die abermalige Substitution der Namen und Orte...

 

Fazit: die USA sind also "sehr besorgt" und nur die Sorgen der USA sind legitim. Satire aus.

 

Da capo - AL AMARA FINE FINALE?!

 

Wann hört das auf? Wer unterbricht diese Eskalationsspirale?

Die Unsichtbaren?

 

P.S.: Rechtfertigt das einen Angriffskrieg? Selbstverständlich nicht! Aber in Verbindung mit den eskalierenden Waffenlieferungen verdeutlicht es die Mitverantwortung an einem Krieg, der seit 2014 läuft und mittlerweile das Potential eines III. Weltkriegs hat. Die Sorgen von allen müssen ernst genommen werden! Wie viele sind bereits sinnlos gestorben? Hätten Ihre Tode vermieden werden können? Warum wurde sich 8 Jahre lang intensiv um die Aufrüstung der Ukraine gekümmert und die Einhaltung des Minsker Abkommens noch nicht einmal regelmäßig kontrolliert? Was genau hatte Priorität? Hätte der Krieg in der Ukraine vermieden werden können? Warum sind die Sorgen der USA legitim, die Anderer (speziell hier: die Russlands) aber nicht?

Was werden die USA nun weiter bzgl. Kuba unternehmen? Erstmal Sanktionen? Nein, die gibt es tatsächlich bereits. Was folgt dann?


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