Das neue Schimpfwort schlechthin ist jetzt "strukturelle Pazifisten". Es wird uns von den Kriegsmachern 24/7 um die Ohren gehauen, denn wie kann man sich nur eine friedliche Gesellschaft wünschen, respektvoller Umgang miteinander auch mit den Nachbarn, Kooperation und Partnerschaft? Wir müssen militant werden, aggressiv und gewalttätig, egoistisch und räuberisch, Jeder gegen Jeden ist das Credo und ich, ich, ich.
Das sind unsere Werte - zumindest sollen sie so eingeführt und implementiert werden - und diese sollen wir dann verpflichtend, angeordnet von Oben verteidigen. Das ist eine Farce um nicht zu sagen eine höllische Vorstellung. Versammeln sich hier die autoritärsten Charakter Fromms? Wie ist das möglich? Ich frage mich, was eine Gesellschaft/ein Staat denn sonst sein soll, strukturell feindselig?
Das korrekte Antonym zu Pazifismus ist Bellizismus, also: sie fordern von uns, "strukturell bellizistisch" zu werden.
Die Gesamtgesellschaft als strukturell durchseuchter, alles vereinnahmendem Bellizismus. Kürzlich wurde das ganz explizit auf dem „Mittelstand Defense Forum“ der "Initiative Mission 2044" in Düsseldorf betont.
Das Event war Teil der Veranstaltungsreihe, die mit dem Gipfel „MISSION 2044 REARM EUROPE“ am 4. Juni 2024 in Berlin ihren verhängnisvollen Anfang nahm. Zum Start waren hunderte Geladene z.B. aus der Rüstungsindustrie, dem Finanzwesen und den Medien anwesend, wie beispielsweise KNDS, Renk, NIF, esa, Balerion, Airbus, die Zeit, das Handelsblatt und die Deutsche Bank. Weitere Beteiligte findet man auch auf dieser Seite am Ende.
In Düsseldorf nun - von der Öffentlichkeit kaum Beachtung geschenkt - schworen sie sich auf den Krieg gegen Russland ein, und zwar explizit "offensiv" nicht defensiv. Es wird jetzt klar ausgesprochen, was wir seit Jahren beobachten. Da gibt es ganze Kohorten, die nur auf den Moment gewartet haben, ihre "Kalte-Krieger-Agenda" endlich wieder ausleben zu können. Und jetzt ist der Zeitpunkt der Realisierung. Christian Badia, bis vor Kurzem ranghöchster deutscher NATO-General, sagte:
„Die Nato ist kein defensives Verteidigungsbündnis und hat nur defensive Waffen. Wir müssen offensiv gehen.“ ...
Es ist die Hölle, die sich da auftut, vergegenwärtigt man sich einige weitere Aussagen, die dort getätigt wurden:
"Fischer ist wieder präsent... Er plädiert öffentlich für Aufrüstung, eine Rückkehr zur Wehrpflicht, für einen atomaren Schutzschirm der EU, lobt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) für dessen Außenpolitik...
Das erklärte Ziel sei der „Aufbau einer echten europäischen Militärmacht“.
Man müsse auch „über nukleare Abschreckung nachdenken“.
Es geht darum zu zeigen, dass der aufstrebende Wirtschaftsbereich, „kein Pfui-Bereich“ sei, betont Liminski. Damit setzt der Christdemokrat den Tenor beim Forum...
es gehe „um einen vollumfassenden Kulturwandel“...
Karl-Theodor zu Guttenberg... ist als Lobbyist, Redner und Investor unterwegs. Und verkündet:
„Vor dem Hintergrund einer hybriden Bedrohung befinden wir uns bereits im Krieg.“...
Masala: beklagt, dass sogenannte „Deep strike Abilitiies“ fehlten, also „die Möglichkeit, von der Sekunde eins“ tief in Russland Schäden im Kriegsapparat anzurichten..."
Des Übels Wurzel
Die Eigendarstellung des Clubs der Bellizisten:
"MISSION 2044 ist die führende globale Veranstaltungsreihe an der Schnittstelle von Verteidigungsinnovation, ziviler und industrieller Widerstandsfähigkeit und kritischer Infrastruktur.
Wir bringen Gründer, Startups, KMU, Risikokapitalgeber, Private Equity, führende Unternehmen der Verteidigungsbranche, Militärführer, politische Entscheidungsträger und Vordenker aus verbündeten Nationen zusammen, um Innovationen zu beschleunigen, Lieferketten zu stärken und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen, die unsere Sicherheit stützen."
Interessant auch das:
https://wirtschaft.nrw/nordrhein-westfalens-beitrag-zum-gelingen-der-zeitenwende-pressegespraech-anlaesslich-des - "keine Zugriffsberechtigung auf diese Seite".
Oder diese Veranstaltung der "Mission 24" im Juni diesen Jahres im Ritz Carlton in Berlin:
"Konkret ging es um die Diskussion zwischen und Vernetzung von Investoren und Start-ups aus dem Defence-Bereich. Doch auch Branchengrößen wie Rheinmetall und MBDA waren vertreten, um ihre Sicht der Dinge einzubringen. Im Kern trafen zwei Welten aufeinander, die sich erst seit sehr kurzer Zeit kennenlernen."
Markus Federle, der sich selbst als "Risikomanager" bezeichnet und "Managing Partner von Tholus Capital" ist, ist wohl einer dieser äußerst geschäftstüchtigen Treiber, von denen man öffentlich nie was hört, der aber anscheinend höchst produktiv seine Agenda durchzieht. Er versucht Tech/KI mit dem Militär zusammenzubringen, denn das hätte sich maßgeblich in den letzten 20 Jahren auseinanderdividiert:
"...Doch etwa zu Beginn des iPhones führte der Lockruf geschäfts- und verbraucherorientierter Umsätze dazu, dass sich Silicon Valley von seinem militärischen Erbe distanzierte und in den folgenden 20 Jahren vom App- und SaaS-Rummel profitierte. Heute verfügt die Verteidigungsgemeinschaft daher nicht mehr über die neueste und beste Technologie, und das ist ein Problem..."
Es berührt auch genau das "Problem" (aus deren Sicht, die davon profitieren wollen), welches sich in den USA zeigte (Musk...). Da gibt es die einen Superreichen der "alten Riege" (Öl, Gas,) und die neuen (die Techs). Sie spielen Schach gegeneinander und einer wie Federle will denen jetzt verklickern, dass eine Kombi doch noch viel rentabler wäre. Zerstörung der Welt potenziert sozusagen. Und sie steigen voll darauf ein, denn es passt perfekt zur imperialistischen Großmachts- und Ausbeutungsideologie.
Dafür beschließt man auch den Dritten Weltkrieg, wenn`s sein muss.
Wie krank.
Man könnte es auch abgrundtief böse nennen. Oder besessen..., oder autoritär faschistisch. Der autoritärste Charakter Fromms könnte es sein, der sich hier versammelt, um seinen Gelüsten zu frönen. Schwachsinn in Kombi mit Skrupellosigkeit, Kurzfristdenken, Hybris, Selbstzerstörung, Gier nach Macht und kein Risikobewusstsein.
Kurz: Faschismus.
"Die Protagonisten der Unmenschlichkeit haben schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Hüte jubelnd in die Luft geworfen."
"Es gibt einen liebenden Charakter und es gibt einen zerstörenden Charakter."
"Eine Persönlichkeit, die man als autoritären Charakter bezeichnet, zeigt ein Verhalten, das von den beiden Polen Masochismus und Sadismus geprägt ist...
Hass auf den Stärkeren wird zur Lust am Leiden des Anderen."
"Das „Buckeln nach oben und Treten nach unten“ ist eine typische Eigenschaft des autoritären Charakters.
Diese Eigenschaft zeigt sich oft in abwertenden Äußerungen gegenüber Arbeitslosen und Geflüchteten, während reiche Steuerhinterzieher oder Bankenrettungspakete nicht kritisiert werden."
Erich Fromm – Psychoanalyse des Faschismus.
Über Faschismus und autoritären Charakter
"Persönlichkeitseigenschaften, die das Sozialverhalten negativ prägen:
die Unterwürfigkeit gegenüber Autoritätspersonen, außerdem Destruktivität (Zerstörungslust), Selbsterhöhung und starre Konformität: Diese Menschen bewundern die Autorität und streben danach, sich ihr zu unterwerfen; gleichzeitig wollen sie selbst Autorität sein und andere sich gefügig machen.
Zu dieser durchgehenden Orientierung an Macht und Stärke gehört eine Denkweise, die an Konventionen hängt, zugleich abergläubische und stereotype Züge (Stereotyp) hat, sensible und künstlerische Seiten zurückweist und alles Fremde, fremde Menschen und Sitten, ablehnt (Ethnozentrismus).
Der autoritäre Charakter tendiert dazu, Ideologien zu folgen, ist konform, bei extremer Ausprägung «potenziell faschistisch» und destruktiv."
"Die Triebbasis des autoritären Charakters ist nach Fromm von den beiden Strebungen Masochismus und Sadismus bestimmt.
Aus diesem Grunde spricht Fromm, wenn es ihm nicht darum geht, "den psychologischen Aspekt seiner Charakterstruktur in eine politische Haltung" zu übersetzen, auch vom sadomasochistischen Charakter... "Diese Auffassung", so begründet Fromm, "ist insofern gerechtfertigt, als Personen, deren politische Haltung man im allgemeinen als autoritär (im aktiven oder passiven Sinn) bezeichnen kann, in der Regel (in unserer Gesellschaft) die Merkmale des sadomasochistischen Charakters aufweisen: die Beherrschung der Untergebenen und Unterwürfigkeit gegenüber den Vorgesetzten...
"Wo dieser Charakter Macht spürt, muss er sie beinahe automatisch verehren und lieben.
Dabei ist es gleich, ob es sich um die Macht eines Menschen, einer Institution oder eines durch die Gesellschaft anerkannten Gedankens handelt..."
80 Jahre Losung: "Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus."
Die DKP schrieb zum 8. Mai diesen Jahres:
"...Am 8. Mai 2025 begehen wir den 80. Jahrestag der Befreiung Europas von Faschismus und Krieg. Die Zeichen der Zeit lassen schon jetzt erahnen, welche Formen und Inhalte das staatsoffizielle Gedenken annehmen wird.
Die deutsche Monopolbourgeoisie und ihre Regierung werden versuchen, sich selber in die Tradition der Anti-Hitler-Koalition zu stellen und ihren Aggressionskurs gegen Russland und China
in das Gewand des Antifaschismus zu hüllen..."
Und die KPD schrieb letztes Jahr sehr treffend:
"...Auch heute wird die Bundeswehr mit Milliarden unserer Steuergelder für die Interessen des deutschen Imperialismus kriegstüchtig gemacht und die Arbeiterklasse mit Lügen und Kriegsrhetorik auf die Zuspitzung von imperialistischen Konflikten eingestimmt...
Vor 25 Jahren, am 24. März 1999, begann das völkerrechtswidrige Bombardement der NATO auf die Bundesrepublik Jugoslawien... Die Bevölkerung Deutschlands wurde nachweislich durch Lügen getäuscht und sollte auf den Kriegskurs und die endgültige Zerschlagung des Vielvölkerstaats Jugoslawien eingestimmt werden...
Unter der Losung „Wir sind die Brandmauer“ fordert die Ampelregierung den Zusammenschluss der „demokratischen Teile der Gesellschaft“, um sich auf den Protesten gegenüber der Bevölkerung und der Öffentlichkeit zu profilieren und reinzuwaschen... Der Sinn dieses geforderten Zusammenschlusses gegen die reale rechte Gefahr ist nicht etwa die Abwehr reaktionärer Politik, faschistischer Inhalte und rassistischer Entwicklungen in der Gesellschaft.
Vielmehr ist der „Zusammenschluss“ ein Feigenblatt für die eigene reaktionäre und rassistische Politik der Ampelregierung.
Dieser „Brandmauer“ schlossen sich einhellig Gewerkschaften, Kapitalistenverbände, gesellschaftliche Initiativen, Religionsgemeinschaften und Unternehmen an.
Auf den Protesten inszenierten sich Politiker von SPD, FDP und Grüne als Demokraten und Antirassisten...
Nicht nur im Inland mit ihrer rassistischen Hetze zeigt die deutsche Regierung, dass ihr „Antifaschismus“ ein reines Alibi ist.
Auch in der Außenpolitik wird diese Heuchelei deutlich, denn in anderen Ländern wie in der Ukraine oder auch in Israel werden Faschisten hofiert, finanziert und rehabilitiert...
Das Zusammenspiel von offenen Lügen der herrschenden Politik, ihrer Umdeutung von Begriffen und der konkreten Innen- wie Außenpolitik ist an Zynismus kaum zu überbieten...
Die bürgerlichen Parteien sind, genauso wie das herrschende Kapital, keine „Brandmauer“, sondern Brandbeschleuniger der faschistischen Bewegung..."
Konstantin Wecker schrieb vor ein paar Monaten:
"...Sie haben eine historisch fatale und folgenreiche Grundgesetzänderung beschlossen und sich so eine unbegrenzte und dauerhafte Vollmacht für Hochrüstung durch einen Automatismus für unbeschränkte Kriegskredite ohne weitere demokratische Kontrolle verschafft...
Diese Entscheidung soll den Weg Deutschlands und der EU zu einer imperialen und militärischen Großmacht möglich machen.
Sie reden dabei schamlos von der nötigen Verteidigung von Frieden und Freiheit...
So werden die Faschisten der AfD jedoch nicht gestoppt, sondern die angebliche Mitte nur noch weiter nach rechts marschieren.
Wir sollten nicht vergessen, was der großartige österreichische Autor Karl Kraus vor über 100 Jahren geschrieben hat:
„Als zum ersten Mal das Wort ,Friede‘ ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrien auf im Schmerz: Wir haben verdient! Lasst uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!“...
Dabei sollten wir uns in jedem Moment daran erinnern: Frieden und Freiheit für alle Menschen ohne den Kampf für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit weltweit und ohne den Kampf gegen Faschismus und Kriege wird und kann es nicht geben.
Deshalb dürfen wir auch niemals das antifaschistische Vermächtnis vieler Überlebender der KZs und NS-Gefängnisse vergessen:
„Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“
Das ist für mich auch weiterhin Orientierung für eine aktuelle Friedens- und Antikriegsbewegung.
Skeptisch sollten wir bei all denen sein, die zwar von „Frieden“ sprechen, aber vom Faschismus schweigen
und die nicht bereit sind, gegen die Kriegsverbrechen aller reaktionären Mächte und Imperien zu protestieren. Mit Rassisten und Faschisten darf es keine Zusammenarbeit geben.
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