7. Dez. & 2. Advent - ein historisches Datum

Veröffentlicht am 7. Dezember 2025 um 07:30

Frieden ist ein zentrales Thema der Adventszeit, steht aber v.a. in der zweiten Adventswoche im Mittelpunkt, denn die zweite Adventskerze („Bethlehem-Kerze“) steht für Frieden. Die erste Kerze stand für Hoffnung („Kerze des Propheten“), die dritte steht für Freude und die vierte für Liebe („Engelskerze“).

Das Christentum unterscheidet zwischen dem Frieden der Menschen zu Gott und dem weltlichen Frieden, für den die Menschen selbst verantwortlich sind. Gerade der 2. Advent und die darauf folgende Friedenswoche soll uns an diese Verantwortung erinnern.

Vorletztes Jahr, in 2023, fiel der 2. Advent auf den 10. Dezember, den Tag der Menschenrechte, weshalb ich damals etwas genauer auf diese universale Verantwortung eingegangen bin.

Heute fällt der 2. Adventssonntag 2025 auf den 07. Dezember. Das ist ein geschichtsträchtiges Datum, welches einen großen Bogen über die Themen Frieden, Menschlichkeit, Demut, Neubeginn und Verantwortung spannt und zugleich eine Mahnung sein sollte. Die zweite Adventskerze beleuchtet diese Verantwortung, verstärkt durch die Botschaft der ersten Kerze, der Hoffnung, - gerade zu Beginn der Friedenswoche.

Der 7. Dezember - ein historisches Datum

Willy Brandts Kniefall

* * * Versöhnung und Demut * * *

Vor genau 55 Jahren, am 7. Dezember 1970, kniete der damalige Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vor dem Mahnmal des Warschauer Ghettos nieder.

„Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt.“

Willy Brandt am 7. Dezember 1970 in Warschau

Er besuchte die Stadt, um den Warschauer Vertrag zu unterzeichnen, genauer den "Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehungen".

Bilder des Kniefalls gingen um die ganze Welt - es war eine Geste der Demut und des Friedens und wurde zum Symbol für die deutsch-polnische Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Willy Brandts Ostpolitik bzw. Entspannungspolitik, die darauf abzielte, Frieden und Stabilität in Europa zu sichern, begann 4 Monate zuvor am 12. August 1970 mit dem Moskauer Vertrag, der im Kreml unterzeichnet wurde.

Als erster Ostvertrag ebnete er den Weg für weitere bilaterale Abkommen mit Ostblock-Staaten und trug zur Deeskalation im Kalten Krieg bei, indem er den Status quo akzeptierte und "Wandel durch Annäherung" ermöglichte.

 1971 erhielt Willy Brandt den Friedensnobelpreis für seinen Beitrag zur Entspannung zwischen Ost und West.

​Runder Tisch in der DDR

* * * Freiheit, Wandel und Neubeginn * * *

Am 7. Dezember 1989, in der Übergangsphase nach dem Mauerfall, tagte erstmals der Zentrale Runde Tisch im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Ost-Berlin, um über die Zukunft der DDR zu beraten.

Opposition und Regierung verhandelten über Demokratie, freie Wahlen und die Auflösung der Stasi –

ein Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit.​

Der Runde Tisch tagte insgesamt 16 Mal und verabschiedete zahlreiche Beschlüsse aus nahezu allen Politikfeldern.

Erste deutsche Eisenbahn

* * * Besonnenheit, Verbindung von Menschen, bessere Zukunft * * *

Vor 190 Jahren, am 7. Dezember 1835, nahm die Ludwigseisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth ihren Betrieb auf – der Start des Eisenbahnzeitalters in Deutschland. 

Die Eisenbahn ist nicht nur ein Verkehrsmittel, das Menschen verband, sondern die revolutionäre Basisinnovation des zweiten Kondratieff-Zyklus nach der Dampfmaschine.

Der Ausbau des Schienennetzes und die Massenproduktion von Stahl revolutionierten die Transportmöglichkeiten, beschleunigten die Industrialisierung maßgeblich und prägten somit eine ganze Wirtschaftsära.

Die Erfindung der Eisenbahn ist also "ein zweischneidiges Gleis" (:-)).

Sie mahnt uns einerseits zur Besonnenheit und Zurückhaltung, während sie andererseits die Verbindung von Menschen symbolisiert und für Fortschritt und Wege (:-)) in eine bessere Zukunft steht.

Zeitungsbericht zur Betriebseröffnung

Angriff auf Pearl Harbor

* * * Mahnung, Eskalationsspirale, Versöhnung * * *

Am 7. Dezember 1941 starteten japanische Streitkräfte einen Überraschungsangriff auf die Pazifikflotte des US-Marinestützpunkts Pearl Harbor auf Hawaii. Mit dem Angriff weitete das Kaiserreich Japan den seit 1937 geführten Pazifikkrieg aus.

Nach der Kriegserklärung der USA am 8. Dezember erklärten daraufhin das mit Japan verbündete nationalsozialistische Deutsche Reich sowie Italien am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg (Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die Vereinigten Staaten).

Damit wurde der Angriff auf Pearl Harbor mit seinen Folgen zu einem entscheidenden Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg, denn die beiden Kriegserklärungen bedeuteten den offiziellen Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg. 

Durch den in den USA als „heimtückisch“ aufgefassten Angriff gelang es der amerikanischen Regierung, die bis dahin größtenteils pazifistisch oder isolationistisch eingestellte US-Bevölkerung für den Kriegseintritt zu mobilisieren. Für die japanische Bevölkerung kam der Angriff genauso überraschend, viele Japaner waren entsetzt darüber, sich jetzt im Krieg mit den Vereinigten Staaten befinden. Sie scheinen jedoch die Rechtfertigung der Regierung, dass der Krieg unvermeidbar war, akzeptiert zu haben und unterstützten im Folgenden bis zur japanischen Kapitulation die Kriegspolitik. Diese erklärte Kaiser Hirohito 6 Tage nach dem zweiten Atombombenabwurf (Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945), zwei zerstörten Städten, Hunderttausenden Toten und Hunderttausenden Leidenden.

75 Jahre nach dem Angriff auf Pearl Harbor empfing 2016 der amerikanische Präsident Barack Obama in Pearl Harbor den japanischen Ministerpräsidenten Shinzō Abe. Ihr Treffen gilt nach dem Besuch Präsident Obamas 2015 in Hiroshima als weiterer Schritt der Versöhnung beider Staaten.

Mahnung vor Eskalation und Botschaft von Frieden und Versöhnung

Am 7. Dezember geschahen historische Ereignisse mit außerordentlichen Konsequenzen und exorbitantem Ausmaß.

Pearl Harbor steht beispiellos als Mahnung vor totaler Eskalation. Der Angriff zerstörte die Illusion von Neutralität und führte zum globalen Weltkrieg, unterstreicht aber langfristig die Notwendigkeit diplomatischer Lösungen. Willy Brandts Kniefall kontrastiert mit Demut und Deeskalation und steht auch für Mut und einen Wandel durch Annäherung. Der Runde Tisch symbolisiert Freiheit, Wandel und Neubeginn und die Eisenbahn unterstreicht Besonnenheit und die Verbindung von Menschen.

Und alle haben sie gemeinsam:

Versöhnung, Frieden und Hoffnung - also die Adventsbotschaft des zweiten Advents und der Friedenswoche.

Was für ein Datum, was für ein Tag!

Die zweite Kerze auf dem Adventskranz erinnert uns also an diese Verantwortung und daran, dass Wandel möglich ist.

Versöhnung und Frieden sind möglich, das zeigt uns die Geschichte und die erste Kerze unterstützt dabei.

 

 Ich wünsche allen eine Woche der Versöhnung und des Friedens

und einen wunderschönen 2. Advent!

 

 

Und bitte nicht vergessen:

"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,

sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht."

Václav Havel


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